Die Vorschläge von OB Kuhn werden unterschiedlich aufgenommen werden: die neuen Angebote verdienen Lob, die Fahrpreiserhöhung wird auf Kritik stoßen – beides zurecht, meint Redakteur Thomas Durchdenwald.

Stuttgart - Nicht immer stimmen große Worte mit den Taten überein. Angesichts überfüllter Stadtbahnen und verspäteter S-Bahnen mag manchem ÖPNV-Nutzer das Wort Nahverkehrsoffensive bitter aufstoßen. Und doch hat Fritz Kuhn recht: Im ÖPNV-Pakt 2014 haben Land, Kreise, Region und Stadt einen Zug mit Verbesserungen für den Nahverkehr aufs Gleis gestellt, der langsam, aber doch stetig Fahrt aufnimmt. Das Stadtbahnnetz wird massiv ergänzt, die Busverkehre in Stuttgart und den Kreisen werden spürbar verbessert, und der S-Bahn-Takt wird bis Ende 2021 den ganzen Tag über auf 15 Minuten verkürzt. Jetzt muss nur noch die Realität halten, was die schönen Pläne versprechen.

 

Nutzer sind Hauptfinanzier des ÖPNV

Die von Kuhn beschworene Nahverkehrsoffensive ist aber auch eine Offensive in eigener Sache. Der Oberbürgermeister verwies zwar darauf, dass die Gremien entscheiden, doch er hat als Aufsichtsratsvorsitzender von SSB und VVS die Richtung vorgegeben. Grundlegende Änderungen wird es nicht mehr geben, auch wenn die erneute Tariferhöhung nicht zu Unrecht scharfe Kritik auslösen wird. Schon heute finanzieren die Nutzer rund 60 Prozent des Nahverkehrsangebots, anderswo ist die öffentliche Hand der Hauptfinanzier. Vor allem im S-Bahn-Verkehr, aber zunehmend auch bei der Stadtbahn gibt es Störungen. Für den einzelnen Fahrgast ist das weniger Leistung, für die er seit Jahren einen höheren Preis zahlen muss. Dass das Nahverkehrsangebot insgesamt ausgebaut wird, spielt für ihn nicht die große Rolle. Hier wird es Gegenwind für Kuhn geben.

Gute Lösung für Feinstaubperiode

Mit der stark verbilligten Tageskarte in der Feinstaubperiode ist dem VVS aber ein echter Coup gelungen. Dieses Ticket ist nicht nur preisgünstig für Pendler und damit für Umsteiger attraktiv, sondern auch ein Einstieg in die Einzonenregelung in Stuttgart, die erst 2019 kommen wird. Die Kreise und die Region sind nun in der Pflicht, zumindest den Wegfall der Sektorengrenzen möglichst rasch zu vereinbaren und zu finanzieren. Auch hier geht es letztlich ums Geld. Aber ohne ausreichende Finanzierung nimmt die notwendige Nahverkehrsoffensive kein Tempo auf.

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