In Stuttgart diskutiert man nach dem Amoklauf von München auch über neue Wege der Krisenkommunikation. Da jede Lage anders ist, müssen Warnsysteme gut aufeinander abgestimmt sein, meint unsere Redakteurin Christine Bilger.

Lokales: Christine Bilger (ceb)

Stuttgart - Die Münchner haben für ihre Krisenkommunikation am Wochenende viele Lobeshymnen gehört. Keine Wunder, denn sie haben sehr viel richtig gemacht. Facebook und Twitter bediente die Polizei mit vier Beamten, in der Feuerwehrleitstelle befüllte ein ranghoher Mitarbeiter – in Abstimmung mit der Polizei – die Handy-App Katwarn mit neuesten Infos, und unermüdlich und verlässlich beantwortete ein Polizeisprecher alle Fragen.

 

Kommunikation muss vor allem zielgruppenorientiert sein

Es gibt nicht ein Patentrezept für Krisensituationen. Das ist auch eine Lehre aus München. Nur, weil dort unter anderem eine App eingesetzt wurde, in diesen Kommunikationsweg alle Hoffnungen zu legen, wäre falsch. Genauso wie die Ablehnung der App, weil der Server aufgrund von Überlastung in die Knie ging: Das verursachte nicht die Kommunikation am Krisenort selbst. Die Überlastung verursachten 500 000 Nutzer außerhalb Münchens, die während des Geschehens die App auf ihr Handy luden.

Das Geheimnis des Erfolges in solchen Lagen ist, sich auf die Gegebenheiten einzustellen. Zielgruppenorientiert sind unter Umständen auf Festivals oder Volksfesten Twitter und Facebook das erste Mittel der Wahl. Bei Unwettern erfüllen zum Beispiel Warn-Apps des Wetterdienstes den Zweck.

Bei all dem gilt: Netz und App sind immer nur so gut, wie diejenigen, die sie mit Inhalten füllen. Da stellt sich in jedem Fall die Frage: Wer macht es? Die sinnvolle Krisenkommunikation steht und fällt mit dem Personal. Wo neue Kommunikationswege gesucht werden, kann das nicht immer nur als Zusatzgeschäft aufgeladen werden.