Baden-Württembergs Verkehrsminister Winfried Hermann muss aufpassen, dass er nicht zur Last für die Grünen wird, kommentiert StZ-Redakteur Andreas Müller.

Titelteam Stuttgarter Zeitung: Andreas Müller (mül)

Stuttgart - Eigentlich müsste es Winfried Hermann allmählich wissen: Immer, wenn er als Verkehrsminister Stuttgart-21-Gegner mit Aufgaben betraut, steht er unter besonderer Beobachtung. Das gilt erst recht, wenn es gute Bekannte von ihm sind, die von öffentlichen Aufträgen profitieren. Entsprechend nachvollziehbar und unangreifbar müssen die Vergaben sein. Es ist nicht zu kritisieren, dass sich der Grüne bei der Ausschreibung der milliardenschweren Verkehrsverträge für die Schiene externen Sachverstand holt. Auch die Auswahl der Berater von KCW, die bundesweit gefragt sind, erscheint gut begründbar.

 

Doch mit den Umständen der Vergabe liefert Hermann Angriffsflächen, die die Opposition geradezu zur Attacke einladen. Erst wird die Ausschreibung wiederholt, weil man mit dem Ergebnis – warum auch immer – nicht zufrieden war. Dann wird ein Folgeauftrag in sechsstelliger Höhe mal eben direkt an KCW erteilt. All das legt Hermann nicht etwa offen, als sich die Landtags-CDU nach den Beratern erkundigt. Nein, es wird erst auf Nachfragen eingeräumt. Beides, die Vorgänge selbst und ihre ministeriumsinterne Aufarbeitung, zeugen eher von Ungeschick als von unlauteren Absichten. Aber nach anderen Fällen, wo es ihm erkennbar an Professionalität mangelte, muss der Minister aufpassen, dass er nicht zur Last für seine Partei wird.