Wenn die Pläne von KKR scheitern, steht die Existenz von WMF und damit von 161 Jahren deutscher Wirtschaftsgeschichte auf dem Spiel, meint StZ-Wirtschaftsredakteur Thomas Thieme.

Stuttgart - Als Thorsten Klapproth, der Vorgänger des aktuellen WMF-Chefs Peter Feld, im Mai 2013 seinen Sessel in Geislingen freundlich lächelnd nach zehn Jahren räumte, hatte er seine beruflichen Ziele erreicht: der Kaffeemaschinen- und Küchengerätehersteller stand wirtschaftlich mehr als vernünftig da, in der letzten von Klapproth vorgelegten Jahresbilanz durchbrach WMF die Umsatzmilliarde, gestartet war er bei 600 Millionen Euro, auch das Ergebnis erreichte einen Rekordwert. Der Mehrheitseigner, der 2006 eingestiegene Schweizer Finanzinvestor Capvis, hatte offenbar kein Problem damit, dem Manager genügend Zeit zu geben, das Unternehmen nach seinen Vorstellungen umzubauen. Und zu guter Letzt wurde ihm der Abschied noch mit einer millionenschweren Abfindung versüßt.

 

Das Management will den asiatischen Markt erobern

Während der Klapproth-Jahre wurden neue Strukturen aufgebaut, wie die Aufteilung des Konzerns in fünf verschiedene Geschäftsbereiche, und mehrere Marken getrennt voneinander entwickelt. Ein gutes Jahr später ist davon nicht mehr viel übrig. Das neue Management um den von KKR eingesetzten Peter Feld hatte andere Vorstellungen. Vor allem ist Feld der Ansicht, mit den alten Strukturen nicht ausreichend für die Eroberung des asiatischen Marktes gerüstet zu sein. Wie ein saftiges Stellenstreichungsprogramm mit den ausgegebenen Wachstums- und Expansionsplänen zusammenpasst, darauf konnte Feld bisher keine schlüssige Antwort geben.

Der Investor will den Unternehmenswert verdoppeln

Muss er auch nicht, denn schon bald braucht er sich nur noch dem Eigentümer KKR gegenüber zu erklären. Und für den gibt es nur die eine Erfolgskategorie: der Unternehmenswert soll verdoppelt werden. Doch die Amerikaner täten gut daran, bei ihren Umbauprogrammen behutsamer vorzugehen als bisher. Sollte WMF mit seiner 161-jährigen Tradition am Ende ihrer Regentschaft schlechter dastehen als vorher oder gar zerstückelt und in Einzelteilen an andere Investoren weitergereicht worden sein, fiele das auf sie zurück. Sie müssten sich dann vorwerfen lassen, der Totengräber für ein keineswegs krankes Unternehmen gewesen zu sein. Dass Peter Feld seinen Sessel eines Tages ähnlich zufrieden wie sein Vorgänger verlässt, ist gewiss; dass er genauso lange bleibt, erscheint eher unrealistisch.