Der Bundespräsident macht sich gut im Fernsehen. Aber er bleibt uneinsichtig und selbstgerecht, schreibt StZ-Autor Armin Käfer.  

Titelteam Stuttgarter Zeitung: Armin Käfer (kä)

Berlin - Das hat die Republik noch nicht erlebt: Vor der versammelten Fernsehnation erteilt der Bundespräsident sich selbst Absolution. Christian Wulff nutzt ein Kreuzverhör zu bester Sendezeit als letzte Chance, sich im Amt zu behaupten. Sein Werben um Verständnis setzt auf die Naivität der Zuschauer. Ob die Rechnung aufgeht, steht dahin.

 

Ein Befreiungsschlag war das nicht. Dazu hätte es größerer Einsicht bedurft - und überhaupt einer anderen Art der Offenbarung. In dieser spektakulären Viertelstunde waren längst nicht alle Fragen unterzubringen, die Wulff noch zu beantworten hätte. Die zur Schau gestellte Reue war homöopathisch dosiert. Zudem klangen viele seiner trotzigen Verteidungsversuche schlichtweg selbstgerecht. Nein, es ist eben nicht so, dass ein führender Politiker, der erste Mann im Staate gar, einfach bei reichen Unternehmerfreunden Urlaub machen sollte. Es verbietet sich schon allein deshalb, um jeden bösen Anschein zu vermeiden. Und es ist und bleibt auch ein Fehler, als Ministerpräsident nicht auf klare finanzielle Verhältnisse zu achten. Wo es um den Kern der Affäre geht, bestreitet Wulff jedes Fehlverhalten - was sein größter Fehler ist. Er mag sich von Merkels Gnaden im Amt halten können. Den Makel mangelnder Unabhängigkeit und Glaubwürdigkeit wird er jedoch nicht mehr los.