Die Stadt reagiert auf die angespannte Lage am Wohnungsmarkt mit einem Verbot der Zweckentfremdung. So sollen private Eigentümer dazu angehalten werden, Wohnraum zu erhalten. Gleichzeitig will die Stadt in Degerloch Wohnhäuser an die Kirche verkaufen. Ein Kommentar.

Degerloch - Wenige Wochen, bevor das Zweckentfremdungsverbot in Stuttgart in Kraft tritt, sieht es so aus, als möchte sich die Stadt ihr eigenes Geschäft nicht verderben lassen. Das der anderen wird sie dagegen bald untersagen. Während die Privaten von Januar an verpflichtet werden, ihren Wohnraum für den nimmersatten Markt zu erhalten, statt ihn an Investoren zu verkaufen, will die Stadt ihre Verhandlungen über den Verkauf von zwei Wohnhäusern fortsetzen. Diese sollen dem Bagger weichen, damit die Kirche endlich ihr Versammlungszentrum errichten kann. In Degerloch stehen Politik und Öffentlichkeit mit großer Geschlossenheit hinter dem Projekt. Der Preis scheint auf den ersten Blick auch niedrig. Die Verwaltung hat den Bewohnern der Gebäude an der Großen Falterstraße Ersatz angeboten. Niemand scheint also Verlierer zu sein. Doch im Kontext der Wohnungsnot in der ganzen Stadt ergibt sich ein anderes Bild. Der Verlust von bezahlbarem Wohnraum hier und da summiert sich zu einem immer größeren Mangel. Der Mieterbund spricht gar von einer Tendenz in der Landeshauptstadt, bezahlbaren Wohnraum zu vernichten. Gerade die Flüchtlinge werden sich aber wohl lange nichts anderes leisten können. Die Stadt hat gerade in Hinblick auf die vielen Flüchtlinge reagiert – nur eben nicht in eigener Sache. Das ist das falsche Signal für diejenigen, die mit gutem Beispiel vorangehen sollten.

 

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