Auf dem AfD-Parteitag in Köln muss die Vorsitzende Frauke Petry schwere Schlappen hinnehmen. Es war eine Demütigung für eine isolierte Politikerin, kommentiert Roland Pichler.

Köln - Wieder einmal führt die Alternative für Deutschland (AfD) vor Augen, wie schnell ihr Führungspersonal in Ungnade fallen kann. Vor zwei Jahren war es der Parteigründer Bernd Lucke, den die AfD loswerden wollte. Die jetzige Vorsitzende Frauke Petry betrieb damals maßgeblich seinen Sturz. Mit dem Kölner Parteitag muss die AfD-Vorsitzende als angezählt gelten. Das schon deshalb, weil ihr der Parteitag in wichtigen Fragen nicht mehr folgt. Petry wollte in Köln eine Strategiedebatte führen und die Partei auf einen klareren Kurs führen. Damit sollte die Deutungshoheit nicht länger dem deutschnationalen Flügel um Leute wie dem Thüringer Landeschef Björn Höcke überlassen werden. Doch Petrys „Zukunftsantrag“ ist durchgefallen. Der Parteitag wollte sich nicht einmal damit beschäftigen. Das ist für die Parteichefin eine schwere Schlappe.

 

Petry ist isoliert

Der Parteitag war für Petry eine Demütigung. Der Co-Vorsitzender Jörg Meuthen griff seine Kollegin unter frenetischem Beifall der Delegierten an. Ihr Plädoyer für mehr Realpolitik wischte Meuthen in einer nationalistischen Rede zur Seite. Es besteht kein Zweifel: Petry ist in der AfD isoliert. Mit ihren notorischen Alleingängen hat sie viele Führungsleute verprellt. Nach der Brüskierung von Köln kann Petry kaum noch eine große Rolle in der AfD spielten. Sie will zwar noch nicht zurücktreten. Doch die Entfremdung ist unübersehbar. Petry selbst sagt, sie wolle sich im Wahlkampf zurückhalten und den Kurs der AfD beobachten. Alles sieht nach einem Abschied auf Raten aus. Die AfD wird ein Spitzenteam für den Wahlkampf bilden, dem Petry nicht angehört. Das war ihre eigene Entscheidung. Das bekannteste Gesicht der AfD seltener zu sehen sein. Das wird die Chancen bei der Bundestagswahl nicht verbessern.

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