Der Bahngipfel in Baden-Württemberg hat gezeigt: Stuttgart 21 frisst nicht das ganze Geld für den Ausbau der Schiene im Südwesten. Das ist gut so, kommentiert StZ-Redakteur Reiner Ruf.

Stuttgart - Sie blicken stets so angestrengt ernst, Ministerpräsident Winfried Kretschmann und sein Verkehrsminister Winfried Hermann, wenn sie zusammen mit Bahnchef Rüdiger Grube gemeinsam vor die Kamera treten. Insbesondere Hermann erweckt dann immer den Anschein, als habe er gerade in eine Zitrone gebissen. Öffentlich Einverständnis zu zeigen, das fällt dem Stuttgart-21-Widersacher immer noch schwer.

 

Dabei ging es beim Bahngipfel hinter den Kulissen wesentlich entspannter zu. Was nicht weiter wundert. Nachdem Baden-Württemberg beim Ausbau der Eisenbahninfrastruktur viele Jahre eine stiefmütterliche Behandlung erfahren musste, kommt nun endlich mehr Zug in den Schienenausbau. Dicke Brocken sind die Rheintalbahn und das Bahnprojekt Stuttgart – Ulm. Verbesserungen stehen indes auch für die Gäubahn oder die Südbahn in Aussicht. Dafür ist es auch höchste Zeit. Gemessen an seinem Streckenanteil ist das Bahnnetz im Land seit zwei Jahrzehnten deutlich unterfinanziert – für eine Region von der wirtschaftlichen Bedeutung Baden-Württembergs ein unhaltbarer Zustand. Allerdings kann auch Verkehrsminister Hermann seine These nicht mehr aufrecht erhalten, das Projekt Stuttgart 21 kannibalisiere alle anderen Schienenprojekte im Land. Vielleicht konnte er auch deshalb nicht lächeln.