Die Lokführergewerkschaft GDL greift im Konkurrenzkampf mit einer anderen Gewerkschaft zu unfairen Mitteln, kommentiert StZ-Redakteur Matthias Schiermeyer.

Politik: Matthias Schiermeyer (ms)

Stuttgart - Vor einem Streik beteuern Gewerkschaften oft, dem Unternehmen schaden zu wollen und nicht dessen Kunden. Das ist natürlich eine hohle Phrase, weil ein Arbeitskampf im Dienstleistungsbereich zuerst den Bürger trifft. Die Bahn-Kunden mussten am Montagabend besonders schmerzlich erfahren, zum Spielball eines Tarifstreits gemacht zu werden, weil die Gewerkschaft der Lokführer wieder die Machtprobe sucht. Der Streik solle „im Schwerpunkt den Güterverkehr treffen, weniger die Fahrgäste“, hatte die GdL vorab betont. Das war eine fahrlässige Verharmlosung, wie sich bundesweit zeigte. Denn später jubilierte die GdL, dass gut 90 Prozent der Züge gestanden hätten oder erheblich verspätet gewesen seien. Vor allem die Einbeziehung des S-Bahn-Verkehrs hätte angekündigt werden müssen. Weil auch die Bahn AG nicht rechtzeitig gewarnt hatte, entstand ein Informationschaos, das sich so nicht wiederholen darf.

 

Dass die GdL ihren Wettbewerb mit der anderen Gewerkschaft, der EVG, derart rücksichtslos führt, dürfte ihr selbst schaden. Die Lokführergewerkschaft hat eine Existenzberechtigung, auch wenn manche Gegner im Konzern und viele Politiker ihr diese in der momentanen Diskussion über eine Gesetzesverschärfung gerne beschneiden würden. Die Akzeptanz für ihren Kampf vergrößert die GdL so sicher nicht.