Ungeachtet einzelner Konflikte überwiegt offenbar doch der Wille zur Verständigung zwischen Deutschland und Russland, meint StZ-Redakteur Armin Käfer.

Titelteam Stuttgarter Zeitung: Armin Käfer (kä)

Berlin - Es gibt viele Gründe, warum zu begrüßen ist, dass Angela Merkel ihre Visite in St. Petersburg nach einigen Irritationen nun doch mit einem Besuch in der Eremitage abschließen konnte. Offenbar ist es in hektischer Diplomatie hinter den Kulissen geglückt, einen Eklat abzuwenden. Das spricht dafür, dass ungeachtet einzelner Konflikte, Provokationen und kommunikativer Störmanöver der Wille zur Verständigung dominiert. Im Sinne aller Beteiligten ist das nur gutzuheißen. Nicht zuletzt wäre Merkel zu bedauern gewesen, wenn sie diese sensationelle Ausstellung nicht zu sehen bekommen hätte.

 

Bei der Schau im ehemaligen Winterpalais werden Objekte gezeigt, welche die Sowjetarmee aus Ostdeutschland verschleppt hat. Man mag das Beutekunst nennen. Tatsächlich gab es damals gute Argumente, eine Entschädigung zu beanspruchen für das unermessliche Leid und die Verheerungen, die Deutsche in Russland angerichtet hatten. Die Petersburger Ausstellung bietet die Chance, das wechselseitige Aufrechnen zu überwinden, weil sie den Blick auf gemeinsame kulturelle Wurzeln lenkt, auf die historische Einmaligkeit der Exponate und nicht auf die letztlich auch ein bisschen kleinkarierte Frage, wem diese rechtmäßig gehörten. Wem gehört eigentlich der von Heinrich Schliemann in Troja ausgegrabene und nach Deutschland verbrachte Schatz des Priamos, der dort auch gezeigt wird?

Für Deutschland und für ganz Europa ist es von Vorteil, wenn die Kommunikation mit dem großen Nachbarn im Osten funktioniert. Der diplomatische Zwischenfall wegen der Beutekunst zeigt auch, dass im Umgang mit Putin Härte bisweilen das einzig taugliche Mittel der Diplomatie ist.