In der Psychiatrie im Bürgerhospital müssen endlich die Stimmen aus der Pflege ernst genommen werden. Ein Kommentar von Mathias Bury.

Lokales: Mathias Bury (ury)

Stuttgart - Die Psychiatrie ist ein schwieriges Fachgebiet in der Medizin. Nicht nur wegen der komplexen Krankheiten, unter denen die Betroffenen leiden und die oft den Kern ihrer Persönlichkeit betreffen. In der Öffentlichkeit herrscht bis heute ein von Ängsten und Vorurteilen geprägtes Bild dieser Disziplin vor. Es hat seinen Sinn, dass man die Psychiatrie inzwischen lieber mit dem Namen Zentrum für seelische Gesundheit versieht.

 

Das wissen auch die Pflegekräfte des Bürgerhospitals. Dennoch haben sich einige wegen der Verhältnisse auf einer zentralen Station, der Notaufnahme, an die Öffentlichkeit gewandt. Dass eine weitreichende Neuausrichtung wie die in der Psychiatrie nicht zu schaffen ist, ohne dass es mitunter knirscht im Gebälk, ist klar. Dass es in diesem Fall aber Schwierigkeiten gibt, die nicht nur mit dem Unwillen einiger Beschäftigter zu erklären sind, die sich partout nicht dem neuen Kurs fügen wollen, drängt sich immer mehr auf.

Veränderung zum Wohle der Patienten

Die Sache steht allerdings noch nicht an dem Punkt, um ein abschließendes Urteil zu fällen. Nach den seit längerem anhaltenden Symptomen ist es aber an der Zeit, den Verantwortlichen mit Umsicht, aber auch mit dem gebotenen Nachdruck einige drängende Fragen zu stellen: nach den möglichen Nebenwirkungen der Umgestaltung, nach dem Tempo des Prozesses und nach der Art, wie etwa das Personal in die Reformen bisher einbezogen worden ist.

Dabei muss eines aber auch deutlich sein: Es handelt sich hier nicht um eine Kritik an dem eingeschlagenen Weg als ganzem, sondern um ein Detail, wenn auch um ein wichtiges. Die Psychiatrie soll ein moderneres Gesicht erhalten, sie soll sich verändern. Vor allem zum Wohle der Patienten, bei deren Behandlung es immer um Gesundheit, aber auch um Würde geht.