Der CDU-Kreischef Stefan Kaufmann hat seine Kritiker kaltgestellt. Die Bundestagswahl wird nun zur Bewährungsprobe. Ein Kommentar von Thomas Braun.

Stuttgart - Über Jahrzehnte hat die Stuttgarter CDU sich durchaus erfolgreich bemüht, auf ihren Kreisparteitagen ein Signal der Zuversicht und des Aufbruchs zu vermitteln. Nun ist die Partei angekommen – ihr Ziel hat sie allerdings deutlich verfehlt. Im Stuttgarter Rathaus und in der Landeshauptstadt spielt sie nur noch die zweite Geige. Auch die Wiederwahl von Stefan Kaufmann, dem manche in der CDU die Wahlniederlage bei der OB-Wahl auch persönlich ankreiden, kann nicht darüber hinwegtäuschen, dass es für die erfolgsverwöhnten Christdemokraten auch künftig schwer werden wird, die Bürger von ihren Konzepten zu überzeugen.

 

CDU will großstädtischer werden

Eine großstädtische Volkspartei will die CDU werden, künftig mit Vor-Ort-Aktionen beim Wähler Punkte sammeln und im urbanen Milieu mit Themen wie Kinderbetreuung und Bildung den Grünen Stimmen abjagen. Wie das gelingen soll, bleibt offen – zumal dann, wenn es der Parteichef nicht schafft, seine Kritiker in diese Strategie einzubinden. Der Rückzug von Regionalpräsident Thomas Bopp aus dem Vorstand und die Abwahl von Iris Ripsam sind jedenfalls kein Beleg für die viel beschworene Geschlossenheit der Partei, sondern allenfalls Ausdruck des Machtwillens des Chefs .

Noch einmal ist es Kaufmann gelungen, die Basis auf seinen Kurs und seine Person einzuschwören. Doch schon eine Niederlage bei der Bundestagswahl im kommenden Jahr, bei der die CDU zwei Direktmandate zu verteidigen hat , könnte seiner Politkarriere ein Ende setzen und aus der CDU tatsächlich einen Trümmerhaufen machen. Ein „Weiter so“, wie es die Mitglieder diesmal abgesegnet haben, wird es spätestens dann nicht mehr geben können. Bis dahin gilt, wie es ein CDU-Funktionsträger formuliert hat: Die Hoffnung stirbt zuletzt.