Die chinesische U-20-Auswahl in der Fußball-Regionalliga Südwest? Das bringt den Beteiligten einige Vorteile, viele Fans fassen sich dennoch an die Stirn. Nicht ohne Grund, meint unser Autor Dirk Preiß.

Sport: Dirk Preiß (dip)

Stuttgart - Auf den ersten Blick? Schaut alles recht vernünftig aus. Die Fußball-Regionalligisten aus dem Südwesten müssen sich künftig zwei Wochenenden weniger langweilen, die Trainer freuen sich über den damit gesicherten Spielrhythmus, den Zuschauern wird ein bisschen Exotik geboten, und Geld bringt die ganze Sache auch noch. Womöglich sogar langfristig, weil man künftig auch in Asien weiß, dass die Stuttgarter Kickers in Blau und Weiß spielen. Insofern bietet die Gastspielerlaubnis für die chinesische U-20-Auswahl in der Regionalliga Südwest tatsächlich den einen oder anderen Vorteil – für alle Beteiligten, weil ja auch der Deutsche Fußball-Bund und die Deutsche Fußball-Liga gern im fernen Osten ihre Präsenz erhöhen. Der gemeine Fußballfan fasst sich dennoch an die Stirn.

 

Den Fans wurde schon viel zugemutet

Es wurde ihm zuletzt ja auch schon einiges zugemutet. Er musste mit ansehen, wie die Topstars der Szene Gehälter im zweistelligen Millionenbereich kassieren und dann auch noch nach Tricks suchen, die Steuerschuld zu mindern. Er fragte sich, wie man auf die Idee kommen kann, eine Weltmeisterschaft in der katarischen Hitze auszutragen. Er beobachtete aufmerksam, wie der Weltverband seiner eigenen Glaubwürdigkeitsoffensive von hinten in die Beine grätscht. Und er überlegt permanent, wie viele Pay-TV- und Online-Abonnements für welchen monatlichen Betrag er abschließen muss, damit er die gehobene Balltreterei auch weiter vom Sofa aus verfolgen kann. Da wird das Befremden eher noch größer, wenn bald in der südwestdeutschen Fußballprovinz der chinesische Nachwuchs aufläuft, um den Fachkräftemangel in der Heimat zu beheben – und sich in irgendwelchen Bürokomplexen die Geschäftemacher die Hände reiben. Die bange Frage, die diese teils nur schwer verdauliche Entwicklung begleitet, lautet: Was kommt eigentlich als Nächstes?

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