Wenn Oberbürgermeister Fritz Kuhn seine Ziele zur Reduzierung des Autoverkehrs in der Stadt ernst meint, muss der Grüne in die Gänge kommen, kommentiert StZ-Redakteur Christian Milankovic.

Stadtentwicklung/Infrastruktur : Christian Milankovic (mil)

Stuttgart - Die Stadt ist grün. Spätestens die Ergebnisse der Landtagswahl lassen an dieser Diagnose keinen Zweifel. Doch scheint es erhebliche Unterschiede zu geben, ob die Stuttgarter den Stimmzettel oder den Zündschlüssel in der Hand haben. Den vom grün geführten Rathaus ersonnenen Feinstaubalarm nimmt man interessiert zur Kenntnis, aber keinesfalls ernst. Über das bisher nur auf dem Papier stehende, von OB Kuhn postulierte Ziel, den Autoverkehr um 20 Prozent zurückzudrängen, denkt der Stuttgarter offensichtlich am liebsten im Stau nach. Dort hat er ja auch ausreichend Zeit dafür.

 

Ausbauoffensive im ÖPNV ist in nicht in Sicht

Womöglich fehlt es aber auch schlicht an Alternativen. Ein Konzept, den öffentlichen Nahverkehr ambitioniert auszubauen, sucht man vergebens. Da ist der SSB-Aufsichtsratschef Fritz Kuhn genauso bemerkenswert still wie der stellvertretende Regionalpräsident gleichen Namens, der für einen Ausbau der S-Bahn trommeln könnte. Die vergleichsweise bescheidenen Projekte eines Stadtbahnausbaus zum Flughafen und der S-Bahnschiene nach Neuhausen stammen aus der Zeit, als Fritz Kuhn noch Politik in Berlin machte.

Doch ohne Ausbau der Kapazitäten auf der Schiene bleiben die 20 Prozent weniger Autos auf Stuttgarts Straßen ein unrealistischer Wunschtraum. Es sei denn, es würde darum gehen, den Verkehr und damit die Mobilität der Stuttgarter um ein Fünftel zu beschneiden. Dafür käme das Rathaus aber kaum um klare Ansagen herum, Stichwort City-Maut oder gar Fahrverbot. Davor scheut Kuhn sich – womöglich weil nicht er es sein möchte, der der grünen Herrlichkeit ein jähes Ende bereitet.