Die CDU hat mit Wilfried Klenk einen netten Mann für das Präsidentenamt nominiert, aber die Chance vertan, eine Frau auf eine Spitzenposition zu heben. Taktisch war das falsch, kommentiert StZ-Korrespondent Reiner Ruf.

Stuttgart - Mit den Frauen ist es bei der CDU so eine Sache. Sie sind wohlgelitten – aber nur, solange sie den Männern nicht die schönen Ämter wegschnappen. In der Landespartei hat deren Chef Thomas Strobl mit Katrin Schütz immerhin eine Generalsekretärin installiert. Sie wurde gerade erst auf dem Parteitag in Ulm bestätigt. Vergleichbares gelang Guido Wolf, dem Spitzenkandidaten für die Landtagswahl, in der Landtagsfraktion jedoch nicht. Er hielt sich offenkundig aus der Regelung seiner Nachfolge im Amt des Parlamentspräsidenten heraus, um seine eigene Wahl zum Fraktionschef nicht durch Enttäuschte und Verbitterte zu belasten. Das Ergebnis: an der Spitze des Landtags wird wieder ein Mann stehen. Dass die anderen Fraktionen dem Vorschlag der CDU folgen, steht außer Frage.

 

Bei der Bundestagswahl war es der CDU gelungen, die jüngeren Frauen – zuvor bei Grün-Rot verortet – für sich zu gewinnen. Während der Mitgliederbefragung stellte Wolf in Aussicht, bei einem Wahlerfolg sein Kabinett etwa zur Hälfte mit Frauen zu besetzen. In der Partei erhob sich daraufhin ein Grummeln. Der neue Vormann der CDU hätte jetzt ein Signal senden können. Diese Chance blieb ungenutzt. Immerhin: Wilfried Klenk, der designierte Präsident, ist zwar ein Mann, aber – was auch vorkommen soll – einer mit Herz.