Diese DFB-Auswahl wollte in Polen und der Ukraine ganz neue Maßstäbe setzen. Und hat es nicht geschafft. Aber es gibt weiter Hoffnung auf den großen Wurf, meint der StZ-Autor Heiko Hinrichsen.

Sport: Heiko Hinrichsen (hh)

Warschau - Nach EM-Platz zwei von 2008 und Rang drei bei der WM 2010 hatte der ehrgeizige Bundestrainer Joachim Löw die Latte diesmal bewusst ganz hoch gelegt. Der Titel sollte unbedingt her. Dies war ein Ziel, das die deutsche Elf aufgrund ihres fußballerischen Formats und der Schwächen der Konkurrenz auch zweifellos hätte erreichen können. Gegen die ausgebufften Italiener, in deren Auswahl noch vier Weltmeister von 2006 stehen, kam nun aber das bittere Aus. Dass es gegen Italien noch nie bei einem großen Turnier zu einem Sieg gereicht hat, ist kein Trost. Im Gegenteil: diese DFB-Auswahl wollte in Polen und der Ukraine ganz neue Maßstäbe setzen. Und hat es nicht geschafft.

 

Wie gerne hätten Joachim Löw und die Nationalspieler Fußball-Deutschland nach nunmehr 16 titellosen Jahren endlich mit dem EM-Pokal beglückt. Einem Erfolg, nach dem die Fans förmlich lechzten. Doch die Anhänger haben keinen Grund, enttäuscht von ihrer Mannschaft zu sein. Schließlich schenkte sie ihnen wieder viele schöne Fußballmomente.

Bei den Spielern dagegen steht die Enttäuschung im Vordergrund. Die vermeintliche goldene Generation um die Bayern-Achse mit dem Kapitän Philipp Lahm, mit Bastian Schweinsteiger und Mario Gomez, aber auch die hochgelobten Mittelfeldstars von Real Madrid, Mesut Özil und Sami Khedira, müssen weiter mit dem Makel leben, noch nie einen großen internationalen Titel geholt zu haben. Dies ist eine Tatsache, die die Profis besonders schmerzen wird. Denn die ersten vier Turnierspiele haben deutlich gemacht, dass wesentlich mehr drin war. Selbst die Spanier schienen die Deutschen schon zu fürchten.

Aber es gibt weiter Hoffnung auf den großen Wurf. Joachim Löw hat bei der EM bewiesen, dass er nicht nur ein moderner, sondern auch ein mutiger Trainer ist, der begeisterungsfähig ist und begeistern kann. Obendrein stellte Deutschland das jüngste Team des Turniers. Wenn der Schmerz verarbeitet ist, werden Löw, Lahm, Özil und Co. eine neue Chance erhalten – und die heißt Brasilien 2014.