Vor Kurzem wurde noch über den Abriss der Eiermann-Pavillons in Stuttgart-Vaihingen debattiert, nun soll dort ein Neubaugebiet entstehen. Mit der Idee, ein Kolloquium einzuberufen, hat die Stadt den Durchbruch geschafft, meint StZ-Redakteur Thomas Faltin.

Klima/Nachhaltigkeit : Thomas Faltin (fal)

Stuttgart - Wie aus dem Nichts könnte in Vaihingen ein großes Neubaugebiet entstehen – vor Kurzem hat man noch über den Abriss der Eiermann-Pavillons debattiert, in wenigen Jahren blüht dort ein Forschungsstandort auf. Zudem werden die denkmalgeschützten Gebäude gerettet. Das ist eine gute Nachricht.

 

Bei genauerem Hinsehen erkennt man aber auch den Preis, den Stuttgart zahlen muss: Es ist eine extrem dichte Bebauung geplant, der denkmalgeschützte Park verschwindet, Bäume werden abgeholzt. Und ob im Lärm der Autobahn wirklich jemand wohnen will, bleibt abzuwarten.

Aber immerhin, es gibt für diese Brache, die vier Jahre lang wie Sauerbier auf dem Immobilienmarkt angeboten worden ist, endlich eine Perspektive. Und manches klingt auf den ersten Blick wirklich nicht schlecht. Wenn dort tatsächlich viele Studenten wohnen würden, ist die Gefahr gering, dass aus dem abgeschiedenen Gebiet ein soziales Ghetto würde. Die vielen neuen Wohnungen tun Stuttgart gut, das ist gar keine Frage. Und da ein Großteil der zu bebauenden Flächen sowieso schon versiegelt ist, muss Stuttgart nicht einmal wertvolle Grünfläche opfern.

Vorgehen von Hahn und Kuhn war neu – und erfolgreich

Bemerkenswert ist auch das Vorgehen von Baubürgermeister Matthias Hahn (SPD) und OB Fritz Kuhn (Grüne). Ein Kolloquium mit allen Beteiligten einzuberufen und drei Tage lang zu debattieren ist neu – und erfolgreich, wie das Ergebnis zeigt. Bisher haben sich viele angegiftet, jetzt haben sich alle auf den Kompromiss verpflichtet.

Und wenn eines Tages viele Menschen an der Pascalstraße arbeiten und wohnen, steigt womöglich gar das Verständnis dafür, dass die Eiermann-Pavillons etwas Besonderes sind – und erhalten werden mussten.