Für die Aktien des EnBW-Konzerns hat der frühere Ministerpräsident Stefan Mappus (CDU) offenbar Hunderte Millionen zu viel bezahlt, analysiert StZ-Redakteur Andreas Müller.

Titelteam Stuttgarter Zeitung: Andreas Müller (mül)

Stuttgart - Der EnBW-Deal von Stefan Mappus entpuppt sich immer mehr als Versuch einer groß angelegten Volksverdummung. Irre geführt wurde die Öffentlichkeit nicht nur bei dem angeblichen Handlungsdruck, mit dem der Ex-Premier seinen Wahlkampfcoup begründete. Auch die angeführten wirtschaftlichen Grundlagen des Milliardengeschäfts erweisen sich zusehends als fragwürdig, ja unhaltbar.

 

Im Bemühen, mit „moderner Industriepolitik“ zu punkten, war Mappus nicht kleinlich mit dem Geld der Steuerzahler. Für das Aktienpaket der Franzosen, befinden nun die vom Land beauftragten Wirtschaftprüfer, habe er mehr als 800 Millionen Euro zu viel bezahlt. Anstelle eines Aufschlages in etwa dieser Höhe wäre nach ihrem Gutachten eher ein Preisabschlag geboten gewesen. Zu einem ähnlichen Ergebnis war zuvor der Rechnungshof gekommen: statt der großzügigen Prämie hätte der Preis wegen unklarer Risiken reduziert werden müssen. Auch das Kalkül, die Zinsen der Milliardenschulden für den Aktienkauf durch die EnBW-Dividende zu finanzieren, zerpflücken die Wirtschaftsprüfer als Milchmädchenrechnung. Die spannendste Frage können sie indes nicht beantworten: Wusste der Diplomökonom Mappus, was er tat, oder ließ er sich selbst von seinem Bankerfreund Dirk Notheis für dumm verkaufen? Schlimm wäre beides.