Vorschläge, wie man den Brandschutz im Fernsehturm gewährleisten kann, gibt es mittlerweile viele. Eine Antwort darauf, warum man in den vergangenen 57 Jahren nichts gemacht hat, ist überfällig, meint StZ-Redakteurin Christine Bilger.

Lokales: Christine Bilger (ceb)

Stuttgart - Natürlich ist es zu früh, über die Zukunft des Fernsehturms zu spekulieren. Und überhaupt: von Spekulationen hat niemand etwas – der SWR als Eigentümer nicht, die Stadt als Genehmigungsbehörde nicht, und auch nicht die vielen Stuttgarter, die den Besuch auf der Aussichtsplattform des Turms vermissen.

 

Dass Informationen durchsickern, was da gerade untersucht, worüber diskutiert und gefachsimpelt wird, ist wiederum keine große Überraschung. Der Informationsgehalt der Gerüchte ist zwar gering: ein Sensor hier, eine Druckerhöhung dort, Einhausen der Aufzüge oder nicht, und eventuell eine zu schwache Entrauchungsanlage – all das schwirrt auf den Rathausfluren herum. Klare Rückschlüsse kann man daraus noch nicht ziehen. Nur eines kristallisiert sich zunehmend heraus: Wer gehofft hatte, dass sich die Fahrstuhltüren des Stuttgarter Wahrzeichens bereits wenige Wochen nach der Entscheidung von Oberbürgermeister Fritz Kuhn, den Turm zu sperren, wieder für die Besucher öffnen würden, der hat sich getäuscht.

Es kann dauern, bis eine Lösung vorliegen wird

Der einzige Schluss, der sich aus den durchgesickerten Einzelheiten des Verfahrens ziehen lässt, ist der: das kann dauern. Und: Eine Wiedereröffnung werden sich SWR und Stadt etwas kosten lassen müssen. Der Weiterbetrieb auf Basis des bisherigen Brandschutzkonzepts ist keine Lösung, auch wenn der SWR in der Vergangenheit viel in den technischen Brandschutz investiert hat. Im Brandfall wären die Besucher im Korb gefangen.

Und noch etwas wird klar, wenn man bedenkt, was das Gutachten alles in die Bewertung einbezieht: All dieses Fachwissen war bei den Entscheidern vorhanden. Wenn das Gutachten vorliegt, müssen sich die Experten der Feuerwehr, der Stadtverwaltung und des Turmeigentümers SWR der Frage stellen lassen, die zu beantworten sie seit Wochen vermeiden: Warum haben sie 57 Jahre lang ihre Bedenken zurückgestellt? Die Antwort darauf sind sie der Öffentlichkeit schuldig.