Bei der Fernwärme können Stadt und EnBW zeigen, wie ernst sie es meinen mit einer echten Partnerschaft, meint StZ-Redakteur Thomas Faltin.

Klima/Nachhaltigkeit : Thomas Faltin (fal)

Stuttgart - Immer stärker stellt sich heraus: Stuttgart wird der Ort sein, wo sich das Schicksal der EnBW mit entscheiden könnte. Der Konzern ist wirtschaftlich in schwerem Fahrwasser, hat den Atomausstieg zu bewältigen und muss neue Geschäftsmodelle entwickeln – da wird die Landeshauptstadt Stuttgart ein entscheidender Prüfstein sein, ob es der EnBW gelingt, in diese neue Unternehmenspolitik einzusteigen. Das heißt vor allem: die Partnerschaft auf Augenhöhe suchen mit den Kommunen.

 

Für das Unternehmen ist dieser Prozess schwierig. Denn die EnBW war lange ein machtbewusster Konzern, der den Kommunen (und den Kunden) einfach sagen konnte, wo es lang ging. Jetzt, da die Städte die Energiekonzessionen neu vergeben können und die Energiewende neue Möglichkeiten eröffnet, gerät dieses Gefüge ins Wanken. Plötzlich muss die EnBW um Vertrauen werben, das jahrelang zu leichtfertig vergeudet worden ist.

Zieht ein neuer Geist im Konzern ein?

Die jüngsten Aussagen des Konzernchefs Frank Mastiaux und nun auch des Vorstands Werner Götz machen Hoffnungen, dass tatsächlich ein neuer Geist eingezogen ist: Das Abrücken von der alten Politik und das Äußern von Verständnis sind neue, bisher unerhörte Töne, die in den Kommunen gerne gehört werden. Bei der Wasserversorgung in Stuttgart sieht man allerdings an der harten EnBW-Linie, dass es wohl im Konzern immer noch verschiedene Denkrichtungen gibt.

Jedenfalls könnte die Fernwärme ein Feld sein, diese Partnerschaft auf Augenhöhe zu testen – denn bei der Fernwärme sind Stadt und EnBW sowieso aufeinander angewiesen, da die EnBW zumindest die Kraftwerke, in der die Wärme erzeugt wird, behalten wird. Jetzt können beide Seiten zeigen, wie ernst sie es meinen.