Bürgerbeteiligung hat ihre Tücken – dafür ist der Filderdialog ein Lehrbeispiel, meint StZ-Lokalchef Achim Wörner. Besonders Verkehrsminister Winfried Hermann erscheint bei der Veranstaltung in keinem guten Licht.

Regio Desk: Achim Wörner (wö)

Leinfelden-Echterdingen - Den 109 Unverdrossenen des Filderdialogs ist zugutezuhalten, dass sie ihre Aufgabe mit großem Engagement bewältigt haben. Und manches spricht dafür, bei anderen, überschaubaren Projekten auf diese Form der Bürgerbeteiligung zurückzugreifen. Der Filderdialog selbst aber hat bis zum Schluss unter widrigen Umständen gelitten. Denn erstens ist es fragwürdig, wenn bei einem überregionalen Vorhaben fast nur lokal Betroffene zu Wort kommen. Dass diese den Schienenverkehr nicht vor der Haustüre haben wollen, ist ihnen nicht zu verdenken, die Lasten den Nachbarn aufzubürden, ist aber auch keine Lösung. Und zweitens ist es im Blick auf das Ergebnis fatal, wenn über alle erdenklichen Streckenvarianten diskutiert wird – ohne sich um finanzielle und rechtliche Rahmenbedingungen zu kümmern.

 

In keinem guten Licht erscheint dabei Landesverkehrsminister Winfried Hermann, der ohne Not eine Trassenvariante befeuert hat, die sich kaum umsetzen lässt. Denn die Gäubahnidee, die aus Geißlers Schlichterspruch erwachsen ist und die beim Filderdialog eine Mehrheit bekommen hat, mag zwar dem grünen Politstrategen gefallen. Alle anderen Projektpartner aber haben Hermanns weit gehende Lösung immer ablehnt, weil ihnen die direkte Anbindung des Flughafens und der Messe an den Fern- und Regionalverkehr eine politische Herzensangelegenheit ist.

Der Sache wenig dienlich

Abzusehen ist deshalb, dass der Filderdialog das angespannte Verhältnis zwischen Politikern und Bürgern weiter belastet. Tröstlich ist im Moment, dass mit der Idee eines neuen Fern- und Regionalbahnhofs direkt bei der bestehenden S-Bahn-Station am Flughafen eine Variante auf Platz zwei kam, die realistischer erscheint – aber teurer kommen dürfte. So oder so: die Stuttgart-21-Partner stecken in der Zwickmühle. Da aber der jetzt ausgebrochene öffentliche Streit der Sache wenig dienlich ist, tun diese gut daran, sich künftig regelmäßig an einen Tisch zu setzen. Da könnte der Filderdialog dann gar ein Vorbild sein.