Die deutschen Kliniken stecken in der Krise. Und die Politik lässt sie damit allein. Sie muss eine ehrliche Debatte darüber führen, was uns die Gesundheit wert ist, kommentiert StZ-Redakteurin Barbara Thurner-Fromm.

Stuttgart - Fast 70 Prozent der baden-württembergischen Krankenhäuser waren im vergangenen Jahr nach eigenen Angaben nicht rentabel; und ein Großteil der Häuser befürchtet, dass sich ihre Situation 2013 weiter verschlechtert. Dabei werden sie schon seit Jahren auf Effizienz getrimmt: Stellen wurden abgebaut, viele Servicebereiche ausgelagert, Strukturen gestrafft und immer mehr Patienten immer schneller durchgeschleust, um mit den Fallpauschalen über die Runden zu kommen. Doch inzwischen sind die Grenzen dessen erreicht, was für alle Beteiligten noch erträglich und human ist.

 

Wenn Patienten aus Zeitmangel nicht mehr gewaschen werden, wenn junge Ärzte Deutschland fluchtartig verlassen und statt ihrer ausländische mit nur marginalen Deutschkenntnissen Dienst tun, wenn Intensivstationen wegen Personalmangel zur Gefahr werden und Operationen, ja sogar Transplantationen nicht nur zum Nutzen der Patienten, sondern zur Umsatzsteigerung der Kliniken gemacht werden – dann ist etwas faul im Staate. Und faul ist auch, dass der Gesundheitsfonds auf Milliarden sitzt, die aber zur Verbesserung der Zustände nicht herangezogen werden, weil der Finanzminister begehrlich auf sie schielt. Die Politik darf sich nicht länger wegducken, sondern muss eine ehrliche Debatte darüber führen, was uns die Gesundheit wert ist.