Die Gegner von Stuttgart 21 haben Verstärkung bekommen. Auch die Prüfbehörde liest nun Gutachten kritisch. Ein Kommentar von Jörg Nauke.

Stuttgart - Die Problemzone des Projekts Stuttgart 21 verschiebt sich gerade vom Hauptbahnhof hinauf auf die Filder, wo sich auch ausreichend Protestpotenzial befindet, das den Bauherren Sorgen bereiten wird. Das ist die logische Folge der Abkehr von einem weitsichtigen Beschluss des Bahn-Aufsichtsrats, erst dann mit dem Bau zu beginnen, wenn alle Abschnitte genehmigt sind. Während die Stuttgart-21-Partner in der Innenstadt vollkommen legal bauen können, herrscht auf der Höhe eine völlig andere Ausgangslage: Es ist zwar dasselbe Projekt, doch auf den Fildern ist es noch nicht genehmigt. Im Planfeststellungsverfahren kann es Überraschungen geben. Das Eisenbahnbundesamt hat mit seiner Kritik an den Untersuchungen der DB Projektbau mit dem Zaunpfahl gewinkt.

 

Man darf deshalb auf die Präsentation der DB Projektbau gespannt sein. Mit halbgaren Angeboten anzutreten, auch beim Nebenthema Sicherheit im Tunnel, kann sich der Bauherr nicht erlauben. Dass sich der neue Bevollmächtigte Eckart Fricke jetzt hinstellt und die Filder-Planung als „komischen Schlenker“ und allenfalls zweitbeste Anbindung der Neubaustrecke nach Ulm bezeichnet, war kein guter Anfang.

Stresstest soll Klarheit bringen

Die Bahn ist natürlich davon überzeugt, dass zwischen Rohrer Kurve und der S-Bahn-Station Terminal noch etliche freie Trassen für zusätzliche Züge gefunden werden. Behaupten kann sie das zwar, es gilt aber nachzuweisen, dass die Infrastruktur leistungsfähiger ist und stabilere Fahrpläne garantieren wird als heute, und zwar unter Berücksichtigung sämtlicher Engpässe, von denen die Bahnprofis sagen, zwei hintereinander sei einer zu viel.

In der Schlichtung wurden Zweifel angemeldet, ein Stresstest soll deshalb Klarheit bringen. Weil damals die Kritik von Projektgegnern kam, wenn auch von kompetenten, war die Wirkung limitiert. Jetzt hat sich aber selbst die Prüfbehörde skeptisch gezeigt und die identischen Schlussfolgerungen wie der Grünen-Politiker Boris Palmer gezogen: Untersuchungen des Stammgutachters ohne Aussagekraft, unzulässige Annahmen, überlastete Bahnhöfe. Die Bahnvertreter müssen sich warm anziehen.