Neuer pragmatischer Kurs im Gesundheitswesen: Ohne viel Getöse haben sich niedergelassene Ärzte und Krankenkassen auf höhere Honorare geeinigt, kommentiert Bernhard Walker den Abschluss.

Berlin - Mit dem Eigenlob ist das ja bekanntlich so eine Sache. Trotzdem darf an dieser Stelle mal gesagt werden, dass die Krankenkassen und die Kassenärzte im Südwesten einen guten Stil gefunden haben: Sie kleistern Konflikte nicht zu, tragen sie aber fair und vor allem ohne Polemik aus. Das war auf Bundesebene lange Zeit ganz anders. Und deshalb ist es gut, dass die Bundesverbände nun überraschend schnell einen Kompromiss bei der Honorarerhöhung gefunden haben. Vielleicht macht das Stuttgarter Beispiel ja in Berlin Schule.

 

Das würde angesichts der eigentlichen Aufgabe kein bisschen schaden. Fürs erste fließt ja nur mehr Geld ins Honorarsystem, während sich am System selbst nichts ändert. Und gemessen daran, dass die Kassen-Versicherten dafür mehr als 30 Milliarden Euro im Jahr aufwenden, fällt es unbefriedigend aus. So manche Leistung wird Ärzten schlicht nicht vergütet, was zuweilen dazu führt, dass Ärzte weniger Termine vergeben, womit sich die Wartezeiten verlängern. Die Techniker-Kasse hat just mit Blick auf dieses Problem einen Reformvorschlag unterbreitet, der einen Versuch wert ist. Neues ist immer unbequemer als im alten Trott zu verharren. Nur haben die niedergelassenen Ärzte wie die Patienten es verdient, dass die Verantwortlichen einer Reform eine echte Chance geben.