Dass Daimler nun das Jobticket bezuschusst und damit Busse und Bahnen fördert, ist im Kampf gegen Feinstaub und Stickoxide der nächste Schritt in die richtige Richtung, meint StZ-Lokalchef Holger Gayer.

Chefredaktion : Holger Gayer (hog)

Stuttgart - Und plötzlich scheint alles ganz schnell zu gehen: Erst ein paar Tage ist es her, dass Porsche mitgeteilt hat, an Feinstaubalarmtagen allen Mitarbeitern das Ticket für den öffentlichen Nahverkehr zu bezahlen und sich darüber hinaus mit monatlich zehn Euro am Jobticket zu beteiligen. Jetzt zieht Daimler nach – zwar nicht mit Gratisfahrkarten für alle Kollegen, aber doch mit dem gleichen Zuschuss für das VVS-Firmenticket, den auch Porsche leistet. Auch wenn man ob dieser Nachricht nicht gleich die Rettung der Luft zur neuen Bewegung in Stuttgart stilisieren muss, wie Oberbürgermeister Kuhn das tut, so bleibt doch das Gefühl: Es bewegt sich etwas. Endlich.

 

Allerdings sind Daimler und Porsche nicht über Nacht zu Umweltengeln geworden. Vielmehr haben beide Firmen vor der Kulisse des Abgasskandals und angedrohter Fahrverbote auf den Druck von Politik und Justiz reagiert. Gerade bei Daimler muss man daran erinnern, dass der Konzern immer noch 1000 weitere Parkplätze am Neckarpark einrichten will. Die Schlagzeilen, die diese Pläne erzeugt hatten, konnten den Chefs in Untertürkheim nicht gefallen. Jene, die sie jetzt bekommen, dürften dagegen zufrieden registriert werden. So wird aus einer sinnvollen Entscheidung zugunsten der Umwelt auch noch ein Beispiel für eine brauchbare Öffentlichkeitsarbeit. Auf gut Neudeutsch nennt man das eine Win-Win-Situation.

Kuhns bisher größter politischer Erfolg als OB

Dies gilt übrigens auch für den Oberbürgermeister. Fritz Kuhn kann sich zurecht als Schöpfer des Vorhabens „Wir gegen den Feinstaub“ feiern lassen. Dass er mit Porsche und Daimler zwei entscheidende Mitspieler gewonnen hat, ist der bisher größte politische Erfolg seiner Amtszeit. Und dass sich dadurch der Druck auf jene Betriebe erhöht, die noch nicht mitmachen, ist der gewünschte Nebeneffekt. Nun wird die Frage sein, wie viele Arbeitnehmer tatsächlich auf Busse und Bahnen umsteigen und ob sich dadurch auch wirklich die Feinstaubwerte verbessern.