Unser Redakteur Jürgen Frey hält den Abstieg der Stuttgarter Kickers nicht für Zufall. Der Vorteil im Kampf um den Wiederaufstieg sind die für Viertliga-Verhältnisse stabilen Strukturen im Verein.

Sport: Jürgen Frey (jüf)

Stuttgart - Der Mann ist Jurist und kennt sich aus mit Höchststrafen. Präsident Rainer Lorz konnte das Drama am letzten Drittliga-Spieltag kaum fassen. Die Stuttgarter Kickers steigen ab. Die Regionalliga wird zu harten Realität. Doch alles Klagen hilft nun wenig. Es waren beileibe nicht nur Schicksals Mächte, die die Blauen in den Abgrund trieben. Der Absturz ist die logische Konsequenz einer völlig verkorksten Saison.

 

Es ging los mit einer verfehlten Einkaufspolitik und setzte sich fort mit dem umstrittenen Trainerwechsel. Es wurde zu wenig Wert auf die Abwehr gelegt, die Balance zwischen Offensive und Defensive stimmte nicht, vielen Spielern fehlte die körperliche Robustheit. Im Winter wurde nachgerüstet, der Umbruch radikal vollzogen. Am Ende ging’s schief.

Sportdirektor Michael Zeyer erklärte, die Verantwortung zu übernehmen. Doch er bleibt im Amt und erhält die Chance, den Betriebsunfall zu reparieren. Er muss jetzt liefern. Wie zu Beginn seiner Amtszeit. Da traf er viele richtige, mutige Entscheidungen. Deshalb genießt er immer noch das Vertrauen von Präsidium und Aufsichtsrat. Dass das ein Risiko ist, steht außer Frage. Denn bei vielen Fans gilt er als Sündenbock, die einst so familiäre Atmosphäre auf der Waldau ging unter in einem Klima von Misstrauen. Die Kommunikation in der Krise war verheerend. Es ist kein Zufall, dass auf der Geschäftsstelle ein zweiter Direktor installiert wird. Sollte in der neuen Runde ein Fehlstart hingelegt werden, droht die Sache zu eskalieren.

Der Vorteil der Kickers sind die für Viertligaverhältnisse stabilen und professionelle Strukturen. Die Schlüsselpersonalie wird der Trainer sein. Die Blauen brauchen einen akribischen Arbeiter vom Schlage eines Dirk Schuster oder Bernd Hollerbach, der für Leistung steht und nicht sich, sondern den Verein und die Mannschaft in den Vordergrund stellt. Gefragt sind nun keine großspurigen Reden, sondern einzig und allein Taten.

juergen.frey@stzn.de