Das gemeinsame Sozialpapier der evangelischen und katholischen Kirche regt weder auf noch an. Nur bei der Rente wird es interessant, meint StZ-Autor Thomas Maron.

Berlin - Man kann wenig einwenden gegen das Sozialpapier der beiden großen christlichen Kirchen. Es ist in der Tonlage so sozial, wie man es von den Kirchen erwarten kann und an vielen Stellen so unkonkret, dass man gar nicht erst in die Verlegenheit gerät, sich darüber ärgern zu müssen. Das ist aber auch die Schwäche des Papiers: es taugt nicht so recht als Streitschrift, an der sich eine leidenschaftliche Debatte im Land über den Kurs der Gesellschaft entzünden könnte. Dass die Soziale Marktwirtschaft vor dem Hintergrund der Finanzkrise weiter entwickelt werden muss, wird keinen Widerspruch ernten. Die Frage ist: wie? Es reicht nicht zu fordern, die öffentlichen Haushalte müssten saniert werden, aber bitte nicht auf dem Rücken der Schwachen. Auf wessen Rücken denn dann? Wer soll kürzer treten? Zur Verantwortung der Reichen und Reichsten finden sich in diesem Kapitel nur Andeutungen.

 

Eine Ausnahme ist die kritische und sehr konkrete Haltung der Kirchen zur Rentenpolitik der großen Koalition. Da wagen sie sich ins wahre politische Leben, riskieren Widerspruch, beleben die Debatte. Es ist zwar richtig, dass Kirche und Staat zu trennen sind. Aber eine starke Meinung der Kirchen gerade zu sozialen Fragen ist nicht verboten, sondern erwünscht. Das Sozialpapier ist deshalb kein Reinfall, aber auch kein großer Wurf.