Der Fachkräftemangel in den Kindertagesstätten kommt nicht überraschend. Der Job ist für viele nicht attraktiv genug, meint Inge Jacobs.

Stuttgart - Viele Eltern kennen das Spiel schon. Sobald eine Grippewelle kommt oder Erzieherinnen gehäuft ausfallen, werden sie gebeten, die lieben Kleinen doch bitte schön zu Hause zu lassen oder bei der Betreuung in der Kita mitzuhelfen, weil diese sonst dichtmachen muss. Das stellt nicht nur berufstätige Eltern vor große Probleme. Solche Engpässe belasten auch das verbliebene Personal und damit das Betriebsklima und die Betreuungsqualität. Dass es immer schwieriger wird, auf dem leer gefegten Markt gute Betreuer zu finden, trifft die ganze Branche.

 

Viele Fachkräfte fühlen sich nicht angemessen bezahlt

Das hat Gründe. Zum einen wird die Arbeit in den Kitas immer anspruchsvoller, aber die Fachkräfte fühlen sich nicht angemessen bezahlt, wie Streiks zeigen. Zum anderen kann die Ausbildung von Erzieherinnen mit dem von der Regierung verordneten raschen Ausbau an Kitaplätzen nicht mithalten. Das System ist in einer Schieflage. Es sind „zu wenig Leute für zu viele Stellen“, wie ein Kitaträger formulierte.

Insofern überrascht es auch nicht, dass jetzt ein größerer privater Kitaträger seine vergleichsweise großzügigen Öffnungszeiten von zehn oder elf Stunden am Tag nicht mehr garantieren kann – und dies, obwohl er selbst Quereinsteiger akquiriert und ausbildet und sogar etliche Männer für den Beruf gewinnen konnte. Es überrascht auch nicht, dass dieser Träger den weiteren Kitaausbau beenden will. Es rechnet sich nicht, Kitaplätze vorzuhalten, die aus Personalmangel nicht besetzt werden können. Wer attraktive Arbeitsplätze schaffen will, muss an den Stellschrauben drehen und die Rahmenbedingungen attraktiver gestalten.