Angela Merkel reist nicht zum Klimagipfel in New York. Dabei könnte Deutschland Vorbild sein – wenn es nicht bei seiner Energiewende an so vielen Stellen haken würde, kommentiert Bernhard Walker.

Berlin - Als die Staatengemeinschaft 1997 in Kyoto über den Klimaschutz beriet, war Angela Merkel Umweltministerin. Seinerzeit trug sie mit Detailkenntnis und Verhandlungsgeschick dazu bei, dass die Welt im Kyoto-Protokoll das bisher einzige wirksame Abkommen im Kampf gegen die Erderwärmung beschloss. Deshalb ist es seltsam, dass die inzwischen zur mächtigsten Frau Europas aufgestiegene Politikerin der Klimakonferenz fernbleibt, die heute in New York beginnt. Dass die Umweltszene Merkels Absage als Flucht aus der Verantwortung geißelt, ist gleichwohl arg übertrieben. Die Kanzlerin hat – New York hin oder her – keine andere Wahl, als darzulegen, wie Deutschland seine ehrgeizigen, aber nötigen Schutzziele noch erreichen will. Dabei wird Merkel alle Mühe haben, weil die Energiewende an vielen Ecken und Enden hakt. Während es beim Leitungsausbau Fortschritte gibt, zeigen sich bei der Anbindung der Windparks auf hoher See oder der Wirtschaftlichkeit klimafreundlicher Gaskraftwerke arge Mängel.

 

Deutschland, das sich als Vorreiter für weltweiten Klimaschutz sieht, sitzt in Wahrheit auf einem klapprigen Ackergaul. Der trabt zuweilen noch in die falsche Richtung. Dass Union, SPD und Linke in Brandenburg den Klimakiller Braunkohle ausbauen und Dörfer abreißen wollen, ist ein Ausflug in die energiepolitische Steinzeit.