Bernd Klingler hat seine Glaubwürdigkeit verspielt. Dass er nicht zurücktritt, spricht für sich, meint StZ-Lokalchef Holger Gayer.

Chefredaktion : Holger Gayer (hog)

Stuttgart - Theoretisch könnte Bernd Klingler jetzt zeigen, aus welchem Holz ein konsequenter Politiker geschnitzt ist. Wegen Untreue zu einer Bewährungsstrafe von 14 Monaten verurteilt, seine Einlassungen von der Richterin darüber hinaus als „völlig unglaubhaft“ - eingestuft – was kann ein Stadtrat, der trotz dieser Gemengelage noch einen Funken Anstand im Leib hat, anderes tun als zurückzutreten?

 

Doch es wird anders kommen. Anstatt Schaden von seinem Amt abzuwenden, wird Klingler wohl im Stuttgarter Gemeinderat bleiben. Das hat er, wenig verklausuliert, direkt nach dem Urteil vom Dienstag angekündigt, und seine neuen Freunde von der AfD haben ihm flugs ihre Solidarität versichert. Was für eine Farce!

Was würde wohl die AfD sagen, wenn Klingler nicht einer der ihren wäre?

Ausgerechnet die AfD, die sich so lustvoll gegen die von ihr als „etabliert“ beschimpften Parteien positioniert, will einen wegen Untreue verurteilten Mann in ihren Reihen, womöglich sogar als Sprecher, behalten. In anderen Parlamenten sind Abgeordnete schon wegen kleinerer Verfehlungen zurückgetreten. Im Stuttgarter Gemeinderat ist kein vergleichbarer Fall bekannt, aber man darf sich getrost fragen, was die AfD sagen würde, wenn einer aus der Konkurrenz in Klinglers Lage wäre.

Man wird den Verdacht nicht los, dass die Rechtspopulisten ihrem Sprecher ausschließlich aus einem Grund die Stange halten: weil sie ohne ihn den Fraktionsstatus – und damit viel Geld und Einfluss – verlören. Mit Glaubwürdigkeit aber hat dieses Motiv so viel zu tun wie Klingler mit einer sauberen Kassenführung.