Alles dreht sich bei Bosch gegenwärtig um Internet und E-Mobilität. Aber die Probleme in den Fabriken müssen gelöst werden, kommentiert StZ-Autor Michael Heller.

Renningen - Der Schwung, mit dem sich der Bosch-Konzern der Zukunft zuwendet, ist bemerkenswert. Das oftmals als bürokratisch und schwerfällig verschrieene Unternehmen erweist sich als wandlungsfähig, nimmt die Herausforderung durch die Digitalisierung offensiv an. Volkmar Denner, seit bald vier Jahren Chef des Konzerns, verkörpert diesen Wandel, der in Teilen auf eine Neuerfindung des Autos und des Verkehrs hinausläuft und die Wirtschaft mit der vernetzten Industrie 4.0 revolutionieren kann. Bei Bosch ist wenig von der Ängstlichkeit zu spüren, mit der viele andere Unternehmen den Umwälzungen begegnen. Denn das Unternehmen ist breit aufgestellt, kann mit Hilfe des Internet alle möglichen Bereiche miteinander vernetzen und Produkte zum Vehikel für den Verkauf von Dienstleistungen machen. Innovation steht auf der Prioritätenliste ganz oben. Dass die Bilanz-Pressekonferenz des Unternehmens in diesem Jahr nicht in der Gerlinger Konzernzentrale stattgefunden hat, sondern im Forschungszentrum Renningen, ist deshalb gewiss kein Zufall.

 

Produktion als Basis des Erfolgs

All dies kann aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass Bosch mit den gleichen Problemen zu kämpfen hat wie jeder Industriebetrieb. Die Produktion ist die Basis des Erfolgs, was bei den Stuttgartern freilich niemand in Frage stellt. Aber auf dem Weg zur Elektromobilität werden auch bei Bosch bestehende Arbeitsplätze in den Werken verloren gehen, weil die Komponenten im E-Mobil nicht gebraucht werden. Die gegenwärtige Diskussion um die Auslagerung des Bereichs Anlasser und Lichtmaschinen wird sich an anderen Stellen sicher noch häufig wiederholen. Bosch hat die Gelegenheit zu beweisen, dass technologische Veränderungen ohne Kahlschlag beim Personal möglich sind.

Damit einher wird aber eine gravierende Veränderung gehen. Denn die Elektroautos werden einfachere Fahrzeuge sein als ihre heute fahrenden Vorgänger. Die Intelligenz steckt weniger in den Maschinen, sondern mehr in Apps und im Datenmanagement. Deshalb wird der Konzern künftig ganz andere Jobs haben als heute.