Nach dem Rücktritt von Philipp Lahm bei der Nationalmannschaft muss sich auch der Bundestrainer Joachim Löw entscheiden, ob er gegen Gibraltar noch im Amt ist. Ein Kommentar von StZ-Redakteur Thomas Haid

Stuttgart - Es ist ja Tradition, dass es nach jedem großen Turnier in der Nationalmannschaft eine größere Zäsur gibt – vor allem, wenn dieses große Turnier mit einem ganz großen Erfolg zu Ende gegangen ist. So erklärte nach dem WM-Titel 1974 in Gerd Müller der „Bomber der Nation“ seinen Rücktritt. 1990 folgte der Teamchef Franz Beckenbauer – und nun eben Philipp Lahm, der Kapitän, der es absolut verdient hat, mit den Fußball-Größen Müller und Beckenbauer in einem Atemzug genannt zu werden. Damit ist dann über Lahm und seine großen Verdienste auch alles gesagt.

 

Er macht Schluss – aber was macht Joachim Löw? Das ist jetzt die große Frage, die beantwortet werden muss, damit der Weltmeister nach vorne schauen kann, auf die EM-Qualifikation, in der etwa Georgien und Gibraltar die Gegner sind. Lahm wollte auf dem Höhepunkt gegen Brasilien und Argentinien aufhören – und Löw ringt mit sich, ob er gegen Gibraltar noch dabei ist.

Der Lorbeer kann schnell welken

Noch viel schwieriger als Weltmeister zu werden ist es, danach Europameister und dann wieder Weltmeister zu werden. Aber alles darunter wäre nicht zufriedenstellend für die Fans – und auch nicht für den Bundestrainer. Löw weiß, dass er eine Menge zu verlieren hat, wenn er bleibt. Er weiß, dass er gerade zwar „unser Jogi“ ist, aber dass der Lorbeer schnell welken kann. Schnell ist er dann wieder der Herr Löw. Er weiß, dass es nach den Festspielen bei der WM nicht einfach ist, sich für die Alltagsspiele zu motivieren – und er weiß, dass ihm nach dem Abgang von Lahm kein Außenverteidiger der Extraklasse mehr zur Verfügung steht, weder für die rechte noch für die linke Seite. Und es ist auch keiner in Sicht.

All das weiß Löw. Und dann weiß er noch was – dass die beiden Weltmeisterschaften nach 1974 und 1990 sehr ernüchternd verlaufen sind. Aber 1978 beziehungsweise 1994 waren ja auch Müller beziehungsweise Beckenbauer nicht mehr dabei.