Es gibt viele gute Ideen, den Freizeitwert am Neckar zu erhöhen. Jetzt ist die Zeit, um zu handeln, schreibt StZ-Redakteur Erik Raidt. Der Slogan von der „Stadt am Fluss“ benötigt ein Ausrufezeichen.

Stuttgart - Ja, genau: die Idee von der Stadt am Fluss benötigt definitiv ein Ausrufezeichen! Weniger eindeutig sollte man dieses Bekenntnis nicht formulieren: Stuttgart sollte sich weit konsequenter als bisher zu seinem großen Fluss bekennen, dem Neckar. In den vergangenen Jahren ist die Debatte darüber, warum die Stadt den Fluss oft so stiefmütterlich behandelt, immer wieder aufgeflackert. Nur um wenig später wieder einzuschlafen. Dabei begeistern sich die Stuttgarter jedes Mal aufs Neue, wenn sie die Gelegenheit bekommen, ihren Fluss zu erleben.

 

Hymnisch fielen die Reaktionen aus, als 2005 das Festival Theater der Welt den Hafen bespielte, Chöre auf Frachtkähnen am Publikum vorbeifuhren und zu riesigen Klangkörpern umfunktionierte Kräne die Begleitmusik lieferten. Um wie viel trostloser war jahrelang der Alltag am Neckar, wo Spaziergänger auf betonierte Ufereinfassungen blickten, Radfahrer Glück hatten, wenn sie den richtigen Weg fanden und vielerorts attraktive Uferbereiche fehlten.

Kuhn muss bei diesem Thema führen

Daran hat sich inzwischen einiges geändert: In Bad Cannstatt ankert ein Theaterschiff, unweit davon bietet ein Stadtstrand Sommergefühle, an einigen Stellen hilft der Mensch der Natur am Ufer wieder auf die Sprünge. Die Stadtplaner haben dazu eine ganze Reihe von möglichen Natur- und Freizeitprojekten entlang des Flusses entwickelt. Jetzt ist der richtige Zeitpunkt, um aufbauend auf diesen guten Ansätzen Taten folgen zu lassen. Dazu braucht es politischen Willen und Führung. Fritz Kuhn hat während des OB-Wahlkampfs mit dem Thema Neckar Punkte gesammelt und damit geworben, die Stadt näher an den Fluss zu führen.

Nun wäre der Moment gekommen, um zu zeigen, dass dies mehr war als ein zielgruppenorientierter Wahlslogan. Stuttgart könnte enorm davon profitieren, dies zeigen gelungene Fluss-Rückeroberungen in anderen deutschen Großstädten. Zahlreiche Freizeiteinrichtungen wie die Wilhelma oder das Schloss Rosenstein liegen in Sichtweite des Flusses, aber auch Großunternehmen wie Daimler prägen das Ufer. Hier finden sich teilweise widerstreitende Interessen, aber auch Chancen.

Bei den Haushaltsberatungen wird es ernst

Niemand kann dabei das Rad zurückdrehen – der Neckar ist ein industriell genutzter Fluss und wird dies auch bleiben. Dennoch bleibt an vielen Stellen entlang des Ufers eine Menge Spielraum für eine neue Neckarromantik und mehr Freizeitraum am Fluss.

Bislang binden die Fraktionen im Gemeinderat lediglich einen bunten Strauß an Ideen, der umso schöner aussieht, wenn noch nicht konkret über die Finanzierung der Projekte gesprochen wird. Bei den Haushaltsberatungen im Herbst wird sich zeigen, wie viel den einzelnen Fraktionen eine Stadt am Fluss wirklich wert ist.


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