Es ist zu loben, dass Breuninger beharrlich an den Plänen festgehalten und letztlich Einsehen gezeigt hat, kommentiert StZ-Redakteurin Hildegund Osswald.

Stuttgart - Als Breuninger vor gut fünf Jahren seine Zukunftsideen für seinen Hinterhof am Karlsplatz präsentierte, da erlaubte sich Willem G. van Agtmael in Bestlaune den Scherz, Einladungen zur Einweihung mit seinem Wunscheröffnungsdatum gleich mit zu verteilen. Der Gag ist ihm seinerzeit großartig gelungen, doch der 1. September 2012 wird verstreichen, ohne dass auch nur mit dem Bau begonnen sein wird. Der stets selbstbewusst auftretende Breuninger-Chef war wohl der Letzte, der seinerzeit auch nur erahnen mochte, wie lange der Weg bei großen, ja epochalen Bauvorhaben sein kann, bis Einweihungseinladungen im Ernst gedruckt werden können. Und epochal ist das, was am Karlsplatz passiert, allemal.

 

Die Stuttgarter Stadtentwicklung steht vor einem neuen, spannenden Kapitel. Wie trostlos das Quartier um den wunderbaren Karlsplatz mit den Jahren geworden ist, das merkt man jetzt, da sich alle Blicke darauf richten, erst in seiner ganzen Tristesse. Damit wird bald Schluss sein, und das ist auch gut so.

Das Selbstbewusstsein der Bürger bremste den Investor

Es ist ein Glücksfall, dass sich ein lokales Unternehmen so ins Zeug legt – daran hatte allerdings auch nie einer im Rathaus gezweifelt. Es waren die Umstände, welche die hochfliegenden Pläne in die lokalen Niederungen politischen Ringens zwangen – das mitunter mehr selbstherrliche als nur selbstbewusste Auftreten des Investors, das oft jegliches politisches Gespür vermissen ließ; das neu erwachte Selbstbewusstsein der Bürgerschaft, die mitreden will, wenn ein Gebäude wie das Hotel Silber geschleift werden soll; und die Hemmnisse eines Projektpartners wie dem Land, dessen Pläne dem politischen Regierungswechsel unterworfen sind.

Umso mehr gilt es zu loben, dass Breuninger beharrlich an den Plänen festgehalten und letztlich Einsehen gezeigt hat. Das Projekt hat mit der Planungsdauer an Qualität gewonnen. Und auf die Einweihung der Bauten darf man sich heute schon freuen – egal, welches Datum dann in der Einladung stehen wird.