Fast 4,8 Prozent mehr Geld – wenngleich über zwei Jahre verteilt – sollen die Beschäftigten im öffentlichen Dienst erhalten. Dies ist eine deutliche Steigerung der Reallöhne, mehr war kaum zu erwarten. Es geht offenkundig auch ohne endlose Streiks, meint Matthias Schiermeyer.

Politik: Matthias Schiermeyer (ms)

Stuttgart - Verdi hatte die Messlatte hoch gelegt: Sechs Prozent höhere Gehälter wollte die Gewerkschaft den Beschäftigten von Bund und Kommunen aushandeln. Nun sind es 4,75 Prozent auf zwei Jahre verteilt. Allein an diesen Zahlen gemessen, bleibt der Abschluss womöglich hinter den Erwartungen vieler zurück.

 

Dennoch ist das Resultat ein Zeichen von Vernunft, weil es im Rahmen dessen bleibt, was die Kommunen im Schnitt zu leisten vermögen. Viele Städte werden, anders als der Bund, nicht von Steuereinnahmen überschwemmt. Vielmehr haben sie Mühe mit steigenden Kosten – auch durch Flüchtlinge und sozial Bedürftige. Immerhin spielt die Miniinflation den Gewerkschaften in die Hände, weil es derzeit relativ leicht ist, Reallohnzuwächse herauszuholen. Nicht unter den Tisch fallen dürfen auch die neue Entgeltordnung und die Sicherung der betrieblichen Zusatzversorgung. Beide Teilerfolge waren für die Gewerkschaften nicht umsonst zu haben.

Reallöhne gesteigert dank einer Miniinflation

Der Kompromiss ist auch ein Fingerzeig an die IG Metall, die gerade zu großer Form aufläuft. Die Metaller werden mehr wollen, doch wachsen die Bäume diesmal nicht in den Himmel. Es bedarf Fingerspitzengefühl für eine Warnstreikbewegung, die ein Resultat auf dem Niveau möglich macht. Alles andere könnte Eskalation bedeuten.