Papst Franziskus spricht über Rücktritt. Er sagt, er würde handeln wie sein Vorgänger, falls er aus Altersgründen seine Aufgabe nicht mehr erfüllen könne. Das zeugt von Größe, verschreckt aber Konservative, kommentiert StZ-Redakteur Michael Trauthig.

Familie, Bildung, Soziales : Michael Trauthig (rau)

Rom - Für Traditionalisten ist der Rücktritt von Benedikt XVI. ein Schock gewesen. Nicht nur, weil sie ihr Idol an der Kirchenspitze verloren, sondern auch, weil nach ihrer Meinung das in himmlischen Höhen angesiedelte Papstamt nur von Gott gegeben und nur von ihm auch wieder genommen wird – eben durch den Tod des Pontifex. Benedikts Demission passte nicht in das Kirchenbild dieser Konservativen und ging bei ihnen wohl nur als einmaliger Betriebsunfall durch. Vor diesem Hintergrund sind die jüngsten Äußerungen von Franziskus brisant. Auch der Argentinier erwägt einen Rücktritt für den Fall, dass ihn die Kräfte verlassen. Er nimmt damit seinen Vorgänger in Schutz, adelt dessen Schritt zur prophetischen Tat und macht dem Kirchenvolk klar, dass das momentan verstörende Nebeneinander von regierendem und emeritiertem Kirchenoberhaupt in Zukunft normal werden könnte.

 

Franziskus bleibt so seiner Linie treu. Er füllt seinen Posten ja schon bis jetzt nicht nur bescheiden und nahbar, sondern höchst menschlich aus. Dazu passt, dass er seine Begrenztheiten etwa durch das Alter einräumt und gegebenenfalls die Konsequenzen durch einen Amtsverzicht ziehen will. Persönlich ist diese Haltung verständlich. Ob sie die Institution Papstamt mit ihrer absolutistischen Machtfülle aber dereinst auch infrage stellt, wird sich zeigen.