Es hat sich zwar schon einiges getan in Stuttgart, doch die Stadt könnte sich noch stärker um die Verbesserung des Radwegenetzes kümmern – andernfalls wird der Anteil am Verkehr von 20 Prozent nie erreicht, meint StZ-Redakteurin Inge Jacobs.

Stuttgart - Zugegeben: historisch und wirtschaftlich ist Stuttgart natürlich eine Autostadt. Aber was spricht dagegen, auch Radfahrern die Mobilität etwas komfortabler, vor allem aber sicherer zu gestalten? Dazu tragen ausgewiesene Radwege bei. Das Konzept der Stadt, das Fußgänger, Hunde und Radler nach Möglichkeit trennt, ist im Prinzip gut. Denn so werden Konflikte vermieden. Und so mancher Radler wird Mut fassen, die Landeshauptstadt als Pedaleur zu erfahren.

 

Dafür wird ein anderer Konfliktherd verschärft, zumindest aus Sicht der Autofahrer, die sich durch die neuen Rad- oder Schutzstreifen um einen Teil ihres Straßenraums betrogen sehen. Sie müssen umdenken. Und ihnen wird ein bisschen mehr Rücksichtnahme auf die Pedaleure abverlangt – vor allem, wenn sich beide die Nutzung des gestrichelten Schutzstreifens auf der Straße teilen. Ganz praktisch aber müssten die Autofahrer doch froh über jeden Radler sein, der stauvermeidend sein Heilix Blechle daheim lässt.

Das wiederum könnte der Stadt helfen, aus ihrem Feinstaubschlamassel herauszukommen, wenigstens ein bisschen. Wenn sie schlau ist, rührt sie dafür sogar die Werbetrommel. Ein bisschen mehr Dynamik beim Ausbau könnte helfen. Apropos Dynamik: auch lauter zufriedene, weil körperlich durch Stuttgarts Topografie gestärkte Radler könnten zu einem guten sozialen Klima beitragen und ein neuer Imagefaktor für die Stadt sein.