Die Wunschliste des Regionalverbands für eine bessere Schieneninfrastruktur ist lang. Doch es fehlen Mut und eine klare Strategie, meint Redakteur Thomas Durchdenwald.

Stuttgart - Natürlich ist es verdienstvoll, dass der Regionalverband sich mit der Zukunft des regionalen Schienenverkehrs beschäftigt. Doch wer diesem Blick ins kommende Jahrzehnt folgt, muss zumindest kurz innehalten, um zurückzublicken. Bei diesem Rückblick landet man unweigerlich bei der vor Jahren auch im regionalen Verkehrsausschuss mit schon fast unversöhnlichem Impetus geführten Debatte über Chancen und Risiken des Projekts Stuttgart 21. Und manch einer, der damals glühender Verfechter war und selbst den zurückhaltendsten Hinweis auf Probleme mit Verve zurückwies, stimmte nun einem Konzept zu, das just diese Schwachstellen in seltener Offenheit benennt – angefangen bei der Wendlinger Kurve, bei der nur die große Lösung den verkehrlichen Ansprüchen des Ballungsraums genügt, bis hin zu einfachen Weichen und unzureichend dimensionierten S-Bahn-Halten. Nein, das bestgeplante Projekt aller Zeiten, so ein damaliger Minister, ist S 21 nicht.

 

Sinnvoll, notwendig – und mutlos

Das Zukunftskonzept des Regionalverbands ist ein sinnvoller und notwendiger Versuch, während der Bauphase, aber vor allem nach der S-21-Inbetriebnahme Verbesserungen zu erreichen oder zumindest baulich zu ermöglichen. Das Papier ist dennoch nicht mehr als eine Wunschliste. Von wenigen Ausnahmen abgesehen tritt der Verband weder als Planer noch als Finanzier auf. Insofern hat der Freie-Wähler-Regionalrat Bernhard Maier recht, wenn er von einem politischen Anstoß spricht. Die Bahn, das Land, aber auch die Stadt sind nun am Zug. Es ist gewiss bitter notwendig, das Konzept rasch umzusetzen, die Finanzen setzen aber enge Grenzen. Doch es ist besser und billiger, bestehende Infrastruktur wie die Panoramabahn zu ertüchtigen und klug zu vernetzen, als neue zu bauen.

Wer die von Gemeinplätzen und Detailversessenheit geprägte Debatte im Verkehrsausschuss verfolgte, muss aber zweifeln, dass die Region genug politischen Druck ausüben kann. Ohne eindeutige Worte geht das nicht. Eine klare Strategie und mehr Mut täten der Region gut.