Die Aufregung über einen möglichen Überschuss in Folge des veränderten Rundfunkbeitrags ist groß. Berechtigt ist sie nicht. Ein Kommentar von StZ-Redakteurin Ulla Hanselmann.

Kultur: Ulla Hanselmann (uh)

Stuttgart - Der Rundfunkbeitrag ist ein Aufregerthema sondergleichen. Kommt es zur Sprache, feuern Kritiker reflexartig ihre Standard-Schlagworte gegen die Öffentlich-Rechtlichen ab: Zwangsgebühr, Überfinanzierung, Verschwendung. Erst recht wild geballert wird, wenn sich Mehreinnahmen abzeichnen. Ob es zu dem Plus von 100 Millionen Euro für 2014, das jetzt die Gemüter erregt, tatsächlich kommt – alles Spekulation, aber draufhalten kann man ja mal. Dass das ZDF in seinen neuen Haushaltsplan gleich mal seinen Anteil hineinrechnet, steigert die Empörung noch.

 

Wer vor Wut schäumt, dem fällt es schwer, genau hinzuschauen. Die Rundfunkkommission hat in ihrem letzten Bericht den Sendern einen „ungedeckten Finanzbedarf“ für die Jahre 2013 bis 2016 bescheinigt, sie haben 300 Millionen Euro zu wenig. Eigentlich hätte die Gebühr deshalb um etwa 18 Cent erhöht werden müssen. Das geschah nicht, weil unklar war, wie viel Geld mit der neuen Haushaltsabgabe reinkommt. Sollte es zu einem Überschuss kommen, wird der freilich mit dem Minus verrechnet. Das bedeutet: der Beitrag kann länger stabil bleiben oder gar sinken, vorausgesetzt das Plus fällt hoch aus. Die Sender dürfen überschüssiges Geld ja nicht verpulvern – es muss an den Beitragszahler zurückfließen. Weniger „Zwangsgebühren“ – das müsste die Kritiker doch besänftigen? Mitnichten: Werden dann alle gleichmäßig entlastet? Oder bestimmte Gruppen bevorzugt, etwa die jammernden Unternehmen? Müsste nicht vielmehr die Werbung reduziert werden? Der Beitrag wird ein Aufregerthema bleiben.