Die Menschen auf den Fildern sollten sich nicht zu früh freuen: die Verlängerung der S-Bahn nach Neuhausen ist noch lange nicht in trockenen Tüchern, kommentiert StZ-Redakteur Thomas Faltin.

Klima/Nachhaltigkeit : Thomas Faltin (fal)

Stuttgart - Es gibt wunderschöne Worte in der deutschen Sprache. Dazu gehört mit Sicherheit der poetische Begriff „Gemeindeverkehrsfinanzierungsgesetz“, der an dieser Stelle allein eine Zeile füllt, aber zum Bedauern aller dem Tod geweiht ist: Denn von 2020 an wird es das GVFG, wie herzlose Menschen das Wort immer abkürzen, nicht mehr geben. Nicht nur im Verband Region Stuttgart (VRS) ist deshalb hektische Betriebsamkeit ausgebrochen. Um noch in den Genuss von Fördergeldern des Bundes zu kommen, die das Gesetz bis 2019 in Aussicht stellt, müssen die Verkehrsprojekte flott durchgezogen werden.

 

Die Menschen in Neuhausen dürfen sich deshalb vermutlich noch über eine Anbindung ans S-Bahn-Netz freuen, vielleicht auch noch die Menschen in Göppingen – dann aber versiegen die Bundesgelder, und es wird deutlich schwieriger werden, neue Linien zu bauen. Insofern ist es richtig, dass die Region Gas gibt. Doch lehrt die Erfahrung aus anderen Schienenprojekten, dass unverhofft sehr oft kommt, ja, dass Verzögerungen eigentlich die Regel sind.

Und überhaupt ist die S-Bahn-Verlängerung nach Neuhausen noch längst nicht in trockenen Tüchern. Die Aussicht, dass die Linie dereinst bis ins Neckartal weitergeführt wird, ist derzeit gering; das schmälert den Charme des Projektes enorm. Und die Wirtschaftlichkeit liegt, wie bei fast allen Schienenvorhaben in dicht besiedelten Gebieten, nahe an der K.o.-Grenze. Sollten die Kosten steigen oder der Filderbahnhof nicht kommen, könnte die Verlängerung noch klar vor dem GVFG sterben.

Vielleicht warten die Neuhäuser deshalb noch etwas mit dem Freuen.