Was Oberbürgermeister Fritz Kuhn als Erfolg verkauft, kann in Wahrheit nur der Anfang sein, meint unser Lokalchef Holger Gayer: Die Debatte um die Förderung des sozialen Wohnbaus in Stuttgart muss weitergehen.

Chefredaktion : Holger Gayer (hog)

Es ist in der Regel Vorsicht geboten, wenn hohe Herren aus Politik und Verwaltung die ganz großen Worte aussprechen. Eine „deutliche Trendumkehr“ sei nun also festzustellen im Blick auf die Förderung der Sozialmietwohnungen, frohlocken OB Kuhn und die Seinen im Stuttgarter Rathaus. Das ist, mathematisch betrachtet, eine korrekte Feststellung: Im Jahr 2014 lag die Zahl bei null, im Jahr 2015 waren’s dagegen 278 Förderanträge, die gestellt wurden. Das ist, auch politisch gesehen, eine gute Nachricht. Allerdings eine, für die die Bezeichnung „überfällig“ eine schamlose Untertreibung ist. Und auch jetzt wird nicht von heute auf morgen alles gut, im Gegenteil: Im Durchschnitt dauert es mindestens zwei Jahre, ehe aus einem Antrag eine bezugsfertige Wohnung geworden ist. Der gestiegene Bedarf an Sozialwohnungen wird also kurzfristig nicht gedeckt werden können.

 

Es gibt keine schnellen, einfachen Antworten

Doch trotz der Dringlichkeit des Problems sollten sich die Verantwortlichen davor hüten, zu schnelle und zu einfache Antworten zu formulieren. Die wilde Bebauung von grünen Wiesen kann genauso wenig die Lösung sein wie das Verdichten der Innenstadt bis zur Verstopfung. Neben der Debatte über akute Maßnahmen zur Hilfe für die sozial Schwachen, sollten Politiker und Stadtgesellschaft darüber diskutieren, wie groß Stuttgart eigentlich künftig sein möchte. Dazu gehört übrigens auch die Region, wie OB Kuhn zurecht feststellt: Eine Arbeitsteilung nach dem Motto „die Armen in die Stadt, die Reichen aufs Land“ funktioniert jedenfalls nicht.

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