Natürlich kann der Schwimmverband den Stuttgarter Stützpunkt schließen, wenn er das für sinnstiftend hält. Er muss nur die Konsequenzen berücksichtigen. Die Stadt kann ein Sportbad bauen, sie muss es aber nicht, sagt StZ-Autor Jörg Nauke.

Stuttgart - Insgesamt 42 - Medaillen, drei weniger als vier Jahre zuvor in London, gewann die deutsche Mannschaft in Rio. Für den Bund als größten Förderer war das zu wenig, auch wenn unzählige Viertplatzierte in nächster Zeit wegen Dopingnachproben damit rechnen dürfen, nachträglich doch noch Bronze zu gewinnen. Künftig werden deshalb nur noch Athleten gefördert, die Aussicht auf Edelmetall haben. Zu Beginn der Strukturdebatte stellen die Sportfachverbände erst einmal alles zur Disposition. Im Falle der schwächelnden Wasserballer, die nicht einmal einen bezahlten Bundestrainer haben, hat man zum Jahresende alle Bundesstützpunkte für aufgelöst erklärt. Nun wird diskutiert, was erhalten wird.

 

Andernorts schließen Bäder, in Stuttgart wird eines gebaut

Es ist davon auszugehen, dass die Experten über den oder die künftigen Standorte allein nach leistungssportlichen Kriterien entscheiden werden. Dennoch sollte der Fachverband bedenken, dass die Stadt Stuttgart bereit wäre, fast 30 Millionen Euro in die Hand zu nehmen, um dieser nun wirklich nicht allzu zu publikumswirksamen Sportart sowie dem Schwimmen eine ideale Infrastruktur anzubieten. Und dies in Zeiten, da andernorts Bäder geschlossen werden oder als Spaßversionen entstehen.

Ein Ausfall der Zuschüsse wäre finanziell zu verschmerzen, sodass man im Rathaus wohl kaum auf die Idee kommen wird, das Projekt so kurz vor dem Baustart zu kippen. Für die Kultur ist der Stadt ja auch nichts zu teuer. Außerdem ersetzt das Sportbad zwei marode Anlagen. Und man muss um jeden Quadratmeter Wasserfläche froh sein. Gilt es doch, vielen Grundschülern das Schwimmen beizubringen.

Kürzung des Umfangs nicht ausgeschlossen

Nicht auszuschließen wäre aber, dass im Rathaus Forderungen Gehör finden, den Projektumfang um die stornierten Zuschüsse zu senken, wenn vom Fachverband das Signal käme, den Leistungssport im Neckarpark weniger ernst zu nehmen. Ein Bekenntnis zum Standort wäre das nicht. http://www.stuttgarter-zeitung.de/inhalt.wettbewerb-sportbad-wird-das-tor-zum-neckarpark.805a8ec2-d2fe-4a1b-9f4e-6bc1fed1d7bc.html