Die geplante Präsentation der Leistungsfähigkeit von Stuttgart 21 gerät zunehmend zur Farce, kommentiert StZ-Redakteur Thomas Braun.  

Stuttgart - Im Streit um das umstrittene Milliardenprojekt Stuttgart 21 steigt zwei Wochen vor der terminierten Präsentation des Stresstestergebnisses der Druck im Kessel. Nervosität auf allen Seiten macht sich breit. Mit dazu bei trägt der ausgesprochen knapp bemessene Zeitplan, der freilich im Lenkungskreis der Projektträger einvernehmlich verabredet worden ist. Innerhalb von sechs Stunden eine so komplexe Materie wie eine Bahnbetriebssimulation diskutieren zu wollen, ohne dass alle Beteiligten über den gleichen Wissensstand verfügen, macht die für den 14. Juli geplante Veranstaltung von vornherein zu einer Farce.

 

Das hat auch der Stuttgart-21-Schlichter Heiner Geißler erkannt - und daher mahnende Worte an die Bahn, aber auch an das Aktionsbündnis und den neuen Verkehrsminister Winfried Hermann gerichtet. Sogar den Zeitplan der Bahn, die bekanntlich einen Tag nach der Vorstellung der Stresstestresultate weitere Bauaufträge für Stuttgart 21 vergeben will, hat Geißler in Frage gestellt, falls die Daten nicht rechtzeitig allen Beteiligten vorab vorliegen. Immerhin hat die Bahn den Projektgegnern ihren Bericht über die Ergebnisse des Stresstests zukommen lassen.

Eine qualifizierte Prüfung ist freilich schwer möglich, wenn man die Ausgangsdaten nicht kennt. Die Aufregung darüber hätte die Bahn vermeiden können, wenn sie die Daten wie zugesagt frühzeitig zur Diskussion gestellt hätte. Umgekehrt müssen sich aber auch die Projektgegner fragen lassen, ob es sinnvoll ist, die Bahn mit immer neuen Bedingungen zu konfrontieren - zumal dann, wenn der Sprecher des Aktionsbündnisses erklärt, man werde Stuttgart 21 auf gar keinen Fall akzeptieren. Man muss kein Prophet sein, um festzustellen: auch nach dem Stresstest wird es noch viel Stress mit Stuttgart 21 geben.