Die GDL will im Tarifstreit mit der Deutschen Bahn einen Erfolg erzwingen und verspielt dabei Sympathien, kommentiert StZ-Redakteur Michael Trauthig. Damit schwindet auch das Verständnis der Öffentlichkeit für die berechtigten Lohnforderungen der Beschäftigten.

Familie, Bildung, Soziales : Michael Trauthig (rau)

Stuttgart - Es entspricht simpler Gewerkschaftslogik, einen Arbeitskampf auszuweiten, wenn bisherige Aktionen nicht die erhoffte Wirkung auf die Arbeitgeber entfalten. Insofern handelt die Lokführergewerkschaft (GDL) folgerichtig, wenn sie die Züge länger stehen lässt – einerseits. Andererseits sollte eine Eskalation adäquat sein. Das heißt: sie sollte Luft nach oben lassen. Sie sollte das Unternehmen nicht so schädigen, dass Arbeitsplätze in Gefahr geraten, und sie sollte nicht sämtlichen Kredit beim Publikum verspielen. Gemessen daran übertreibt es die GDL am Wochenende. Sie sucht offenbar die Entscheidungsschlacht, macht nun auch Millionen von Fußballfans und Urlaubern zum Spielball des Tarifkonflikts und erhöht die wirtschaftlichen Kollateralschäden. Dass so das Verständnis der Öffentlichkeit für die berechtigten Lohnforderungen der Beschäftigten schwindet, liegt auf der Hand.

 

Doch der GDL geht es nicht nur um Geld und bessere Arbeitsbedingungen. Sie will auch den Wettbewerb ums übrige Zugpersonal mit einer Konkurrenzgewerkschaft gewinnen. Die Bahnspitze soll ihren Vertretungsanspruch für diese Arbeitnehmer akzeptieren. Sie hat nun zumindest ein neues Angebot vorgelegt und Gesprächsbereitschaft signalisiert. Sollte es zu Verhandlungen kommen, hätte die Vernunft in dem Konflikt noch eine kleine Chance.