Der Tarifkonflikt, in dem es um bessere Gehälter und Arbeitsbedingungen für bundesweit rund 240 000 Erzieher und Sozialarbeiter geht, steht vor der Eskalation. Er könnte für Verdi zum Erfolg werden, kommentiert Matthias Schiermeyer.

Politik: Matthias Schiermeyer (ms)

Stuttgart - Da tut sich etwas auf Gewerkschaftsseite: Wohl nie zuvor in Süddeutschland war eine Demonstration mit etlichen Tausend Teilnehmern jünger und weiblicher als die Kundgebung der Erzieherinnen am Montag in Stuttgart. Für Verdi ist der Lohnstreit im Sozial- und Erziehungsdienst, der weit über die Kindertagesstätten hinausreicht, ein Glücksfall: Die Gewerkschaft erreicht damit zunehmend eine Klientel, die vor Jahren noch mit Tarifpolitik nichts am Hut hatte. Entsprechend forsch marschiert Verdi nun Richtung Urabstimmung. Weil die kommunalen Arbeitgeber die geforderten Gehaltssprünge von zum Teil mehreren Hundert Euro nicht mitmachen wollen, steht ein wochenlanger Streik wie schon 2009 bevor.

 

Für die davon betroffenen Eltern bahnt sich eine harte Zeit an. Das Echo ist daher gespalten: Viele Bürger sind streikmüde geworden, andere halten eine prinzipielle Aufwertung der Sozialberufe für notwendig. Verdi trifft somit einen Nerv der Gesellschaft. Da zudem die Politik seit Jahren fast unisono den Wert der frühkindlichen Bildung betont und die Ansprüche hochschraubt, darf sich niemand darüber wundern, dass die Erzieherinnen all dies beim Gehalt wiederfinden wollen. Ehrlicherweise sollte Verdi hinzufügen, dass sich ihr Anliegen vermutlich nur über höhere Kitagebühren finanzieren lässt.