Die Studie zum Tourismus ist bemerkenswert, weil sie Stuttgart und Region als Gesamtpaket sieht. Das wäre auch in anderen Politikfeldern nötig, meint Redakteur Thomas Durchdenwald.

Stuttgart - Zweierlei ist an der Studie zum Tourismus in Stuttgart und Umgebung bemerkenswert. Erstens: Die Landeshauptstadt und die Region werden zusammen gesehen – eine Betrachtungsweise, die auf anderen kommunalpolitischen Arbeitsfeldern, erinnert sei nur an den Straßenverkehr und den Wohnungsbau, eher unterentwickelt ist, aber angesichts der Größe der Herausforderungen dennoch bitter notwendig wäre. Die regionale Zusammenschau ist auch deshalb wichtig und richtig, weil die Tagesgäste, die aus Stuttgart die Region besuchen und die aus den Städten der Region der Landeshauptstadt eine Visite abstatten, erheblich zum Tourismus und seiner nicht zu unterschätzenden Wertschöpfung beitragen.

 

Das bestätigt im Übrigen auch den Kurs des innovativen und umtriebigen Geschäftsführers Armin Dellnitz, der die wirtschaftliche Bedeutung dieses Binnentourismus früh erkannte und ihn nach Kräften fördert. Viele Menschen aus Stuttgart und der Region verhalten sich in ihrer Freizeit also nach dem Motto: Daheim ist es auch ganz schön, wobei daheim nicht an Stadt- und Kreisgrenzen endet.

Auch ein politisches Ziel

Das führt direkt zum zweiten bemerkenswerten Befund, nämlich dass die Zahl der Übernachtungen bei Verwandten und Freunden doppelt so hoch ist wie die in gewerblichen Beherbungsbetrieben vom Hotel bis zum Campingplatz. Das macht auch deutlich, dass die hier lebenden Menschen wichtige Botschafter der Tourismusregion sind. Motto: Wem es zu Hause gut gefällt, der kann auch andere begeistern.

Neben diesen Erkenntnissen hat die Studie aber auch erkennbar ein politisches Ziel. Der Tourismus, in den Gemeinderäten und Kreistagen mitunter als weiches Thema belächelt und eher für ein Bonmot als eine inhaltliche Auseinandersetzung gut, will kommunalpolitisch ernst genommen werden. Ob die Studie diese, von Dellnitz erhoffte Wirkung entfaltet, ist wohl bei der Diskussion über das Kongresszentrum am Bahnhof zu beobachten. Doch das Wohlergehen des Tourismus kann dann, wie bei den aktuellen Debatten über Sonntagsverkauf und Fahrverbote, nur einer unter vielen Aspekten sein, die es abzuwägen gilt.