Erneut ringen Europas Finanzminister um eine Lösung in der Schuldenkrise. Die Griechenland-Rettung lohnt sich, findet Markus Grabitz und begründet dies auch.

Korrespondenten: Markus Grabitz (mgr)

Brüssel - Ja, sie ist mühsam und quälend langsam. Sie ist eine Zumutung. Vor allem für die Politiker, die sich – teils in sehr fortgeschrittenem Alter – seit Jahren Nächte um die Ohren schlagen müssen. Die Rede ist von der Griechenland-Rettung. Seit Jahren hängt das Land am Tropf der Europäer und des Internationalen Währungsfonds. Und eine Rückkehr an die Finanzmärkte ist auch heute noch in weiter Ferne.

 

So ist es eben. Die wirtschaftlichen Probleme Griechenlands sind komplex, die Verkrustungen und Selbst-Blockaden im politischen System sind schwer aufzubrechen. Wenn sich so ein Land in die Arme einer internationalen Gemeinschaft wie der EU begibt und einen Ausweg sucht, gibt es keine einfachen Lösungen. Bei allem Verdruss, es lohnt sich. Das zeigt sich, wenn man das Bild mit etwas Distanz betrachtet: Vor nicht einmal einem Jahr stand die Euro-Gruppe vor dem Abgrund. Ein Ausstoßen Griechenlands konnte nur knapp abgewendet werden. Damit hätten sich nicht nur die Europäer ein schlechtes Zeugnis ausgestellt, auch die Akzeptanz von Demokratie und die europäische Idee hätte massiv gelitten. Man muss anerkennen: Heute ist dieses Horrorszenario nicht mehr wahrscheinlich.

Es hat sich auch gezeigt, dass sich in der Sache etwas bewegt. Griechenland leistet Reformarbeit. Es werden mühsame und für die Bevölkerung schmerzhafte Einschnitte vorgenommen, welche die Wettbewerbsfähigkeit der griechischen Volkswirtschaft verbessern. Es gilt wachsam zu bleiben, ob Griechenland nur die Gesetze auf dem Papier verabschiedet oder auch tatsächlich umsetzt. Ob die bemerkenswerten Beschlüsse von Herzen kommen, zu denen die Abgeordneten der linken Syriza-Partei inzwischen fähig sind, darf auch bezweifelt werden. Vermutlich ist ein Teil ihrer Reformfreude auch einem gewissen Sinn für die Realität geschuldet: In Umfragen stehen die griechischen Konservativen wieder recht gut da. Bei einem Scheitern der Regierung Tsipras würde die Nea Demokratia gute Chancen haben, wieder den Ministerpräsidenten zu stellen. Wahr ist auch: Der harte Kurs, für den der deutsche Finanzminister in Europa bekannt ist, hat sich gelohnt. Die Erfahrung hat gezeigt, dass sich in Griechenland nur dann etwas bewegt, wenn der finanzielle Druck da ist. Weiter machen!