Eine Mehrheit der Schweizer hat sich dafür ausgesprochen, dass Gehaltsexzesse unter Strafe gestellt und die Rechte von Aktionären gestärkt werden sollen. Die Finanzkrise hat revolutionäre Folgen, kommentiert StZ-Redakteur Andreas Schröder.

Nachrichtenzentrale: Andreas Schröder (sö)

Stuttgart - Ausgerechnet in der Schweiz wird bald das härteste Aktienrecht der Welt zur Anwendung kommen. Galt das Wirtschaftssystem der Eidgenossen lange als besonders liberal, wird nach den strengeren Regeln im Kampf gegen Schwarzgeld nun auch der Spielraum der Konzerne bei der Vergütung ihrer Topmanager massiv eingeschränkt. Eine große Mehrheit der Bürger hat sich in einem Volksentscheid dafür ausgesprochen, dass Gehaltsexzesse unter Strafe gestellt und die Rechte von Aktionären gestärkt werden sollen. Die Anteilseigner müssen in Zukunft die Gehälter der Konzernführer genehmigen.

 

Die Finanzkrise hat somit revolutionäre Folgen. Erst vorige Woche haben das EU-Parlament und die EU-Mitgliedstaaten den Bankerboni enge Grenzen gesetzt, Volkswagen hat angesichts der Debatten dem Vorstandschef Martin Winterkorn kurzerhand das Gehalt für 2012 gekürzt. Bei der Vergütung realistischere Maßstäbe anzulegen ist überfällig. Exorbitante Gehälter oder gar Antrittsgelder und Abfindungen ohne Gegenleistung sind ökonomisch nicht vertretbar und unanständig – zumal das Geld oft selbst dann fließt, wenn das Unternehmen Verlust gemacht hat. Doch die Wut auf einige Abzocker darf nicht dazu führen, Spitzenkräfte generell abzustrafen. Erfolgreiche Manager sorgen für Wachstum und schaffen Jobs. Ihnen gebühren hohe Gehälter.