Die Behörden haben erneut eine fundierte Prüfung der Bausubstanz verweigert, obwohl ein Mäzen die Dokumentation bezahlt hätte, kommentiert StZ-Redakteur Thomas Faltin.

Klima/Nachhaltigkeit : Thomas Faltin (fal)

Stuttgart - Vielleicht haben die Denkmalschützer im Regierungspräsidium sogar recht: Es ist möglich, dass vom Wengerterhaus in der Firnhaberstraße nur wenig alte Bausubstanz übrig ist. Nur: wir wissen es nicht mit Gewissheit, und vielleicht haben wir es doch mit einem Handwerkerhaus aus dem 17. Jahrhundert zu tun. Mit einer umfassenden Prüfung hätte man das leicht herausfinden können – doch dazu waren die Behörden nicht bereit, obwohl der Mäzen Peter Seydelmann die Baudokumentation gerne bezahlt hätte.

 

Es ist deshalb beschämend, wie wenig Interesse die Denkmalbehörden an dem Wengerterhaus zeigen. Nirgendwo kann man das Bemühen erkennen, sich für die letzten Reste des alten Stuttgarts einzusetzen. Im Gegenteil: sie wiederholen ihren Fehler von 1999, mal kurz durchs Haus zu gehen und dann alles wissen zu wollen.

Und selbst wenn die Behörden recht hätten: Stuttgart besitzt so wenige alte Häuser, dass es sich lohnen kann, auch mittelmäßige Gebäude zu bewahren. Wohnhäuser aus der Zeit vor 1700 stehen in der Innenstadt noch sechs. In Worten: sechs. Und jedes davon ist, ebenso wie das Wengerterhaus, mehrmals umgebaut worden.