Eine Parteivorsitzende, die nicht der AfD-Bundestagsfraktion angehören will: In der drittstärksten Oppositionspartei geht es drunter und drüber. Frauke Petry täuscht mit ihrer späten Erkenntnis die Wähler, meint Politikredakteur Roland Pichler.

Berlin - Die AfD ist im Bundestag noch nicht einmal zusammengetreten, da bricht schon das Chaos aus. Man stelle sich vor, was los wäre, wenn sich beispielsweise der FDP-Parteichef Christian Lindern weigern würde, der künftigen liberalen Bundestagsfraktion anzugehören.

 

Eine größere Form der Distanzierung gibt es nicht. Dass sich die AfD-Parteivorsitzende Frauke Petry als Vertreterin der Alternative für Deutschland wählen lässt, um dann am Tag nach dem Urnengang auf Abstand zur Partei zu gehen, grenzt an Wählertäuschung. Warum offenbarte sich Petry nicht früher?

Wähler hinters Licht geführt

Die Wähler in Petrys sächsischem Wahlkreis werden von Petry hinters Licht geführt. Sie konnten erwarten, die AfD dort zu erhalten, wo AfD draufsteht. Dass Petry der Bundestagsfraktion den Rücken kehrt, ist zwar menschlich verständlich. Die Sorge vor der Radikalisierung der Partei ist berechtigt. Aber das hätte die Vorsitzende früher merken können. Dass Petry als Direktkandidatin gewählt worden ist, macht den Rückzieher nicht besser. Ohne die Unterstützung der AfD hätte sie das Wahlergebnis kaum erzielen können.

Die AfD ist zerstritten

Petrys Volten bedeuten einen schlechten Start für die AfD im Bundestag. Es zeigt sich schneller als erwartet, wie zerstritten die Alternative ist. Die AfD entsendet 94 Mandatsträger nach Berlin – darunter befinden sich Außenseiter vom rechten Rand. Es dürfte schwer werden, die Fraktion zu führen. Petry sollte die Konsequenzen ziehen und den Parteivorsitz abgeben. Politik ist mehr als spektakuläre Solonummern.